Schulden Krise am New Yorker Metropolitan-Museum

New York (dpa) - Eilig huscht Tom Campbell die Stufen des Metropolitan Museums hoch und verschwindet hinter den schweren Eingangstüren. Keine Fotos, keine Interviews für die dutzenden Journalisten und Fotografen, die anlässlich der starbesetzten Met-Gala am Rand des auf den Stufen ausgerollten beige-blauen Teppichs warten.

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In den Jahren zuvor hatte Campbell sich als Direktor des Museums gern strahlend zwischen den vielen Prominenten fotografieren lassen, aber in diesem Jahr ist alles anders.

Es ist die letzte Met-Gala des Wandteppich-Spezialisten, den sie in New York nur „Tapestry-Tom“ nennen. Unter starkem Druck hat er Ende Februar nach knapp zehn Jahren seinen Rücktritt als Direktor erklärt, im Juni soll er seinen Schreibtisch endgültig räumen. Den letzten Ausschlag gab die „New York Times“ mit einer Schlagzeile, die die Millionenmetropole ins Mark traf: „Ist das Metropolitan Museum eine große Institution im Untergang?“

Das Museum auf der noblen Upper East Side direkt am Central Park ist der Star der opulenten Kunstszene der Millionenmetropole. Werke von der Antike bis zur Moderne, rund 60 Sonderausstellungen pro Jahr, spektakuläre Mode-Shows, eine Dachterrasse mit Blick über die Skyline - das „Met“ fehlt auf keiner Touristen-Liste und ist auch bei Einheimischen sehr beliebt. 6,7 Millionen Besucher kamen im vergangenen Jahr - Rekord und weltweit Platz zwei hinter dem Pariser Louvre.

Eigentlich hatte das Metropolitan Museum vor seinem anstehenden 150. Jubiläum 2020 große Pläne: Ein 600 Millionen Dollar (etwa 540 Millionen Euro) teurer Anbau sollte pünktlich zum Jubiläum fertig werden und der Ausstellungshalle endlich einen Ein- und Ausgang direkt zum Central Park und deutlich mehr Platz für die bei Besuchern angesagte moderne und zeitgenössische Kunst geben. Da hätte dann auch die von Kosmetik-Mogul Leonard Lauder geschenkte und von Kunstexperten gefeierte Kubismus-Sammlung standesgemäß untergebracht werden können.

Der Plan muss verschoben werden, das Geld ist nicht da. Im Gegenteil: Das Museum hat Schulden in Höhe von 40 Millionen Dollar. Dutzende Mitarbeiter müssen gehen. Die Schuld sehen viele bei Direktor Campbell: Er habe zuviel in die digitale Präsenz des Museums investiert und zuviel in eine von vielen als lächerlich und unnötig bewertete Image-Kampagne. Außerdem habe er sich mit dem „Met Breuer“ überhoben, dem ehemaligen Whitney-Museum nur einige Straßenblocks entfernt vom Stammhaus, das das Metropolitan Museum seit dem vergangenen Jahr als Außenstelle für moderne und zeitgenössische Kunst betreibt. Eine weitere Außenstelle für mittelalterliche Kunst, die „Cloisters“, gibt es an der Nordspitze Manhattans.

„Es ist eine Tragödie, eine große Institution im Untergang zu sehen“, sagte George Goldner, der mehr als 20 Jahre lang in der Abteilung für Zeichnungen und Drucke des Met arbeitete, der „New York Times“ - und lieferte der Zeitung damit auch ihre Schlagzeile mit Faustschlagwirkung. „Ein Museum geerbt zu haben, das so stark war wie das Met vor zehn Jahren, mit großartigen Kuratoren - und es dann zu dem werden zu lassen, was es heute ist, das ist unvorstellbar.“

Direktor Campbell, für den noch kein Nachfolger benannt ist, verteidigt sich. Das Museum habe ein „herausforderndes Jahr“ hinter sich. „Meine Kollegen haben das Recht, aufgebracht zu sein. Aber gleichzeitig müssen wir auch einen Schritt zurückgehen und die Erfolge dieser Institution sehen.“ Rekordbesucherzahlen, gefeierte Ausstellungen - all das verbucht Campbell für sich, aber seinen Job hat es nicht gerettet.

Neben den Entlassungen versucht das Met nun, mit weniger Sonderausstellungen Geld zu sparen. Und es hat eine umstrittene Idee wiederbelebt: Eintrittskosten. Das Museum ist eines der wenigen öffentlichen in der Millionenmetropole - auch wenn die 26 Millionen Dollar, die die Stadt dem Met pro Jahr bezahlt, nur rund acht Prozent der jährlichen Kosten von 332 Millionen Dollar ausmachen. Trotzdem gilt das Museum als öffentlich und die 25 Dollar Eintritt waren bislang nur ein „Vorschlag“, auch wer nichts bezahlte, kam rein. Das ist beispielsweise im Museum of Modern Art (MoMA) anders.

Für New Yorker soll das Met auch künftig umsonst bleiben, mit „vorgeschlagenem Eintrittspreis“. Alle anderen sollen zahlen, dafür hat die Verwaltung nun offiziell bei der Stadt um Genehmigung gebeten. Wie das genau umgesetzt werden könnte und ab wann, ist noch unklar, der linke Bürgermeister Bill de Blasio hat schonmal seine grundsätzliche Zustimmung signalisiert. „Ich bin ein großer Fan davon, dass russische Oligarchen mehr zahlen sollten, um ins Met zu gehen.“