Kunstsammlung Düsseldorf: Stilmix als stille Revolution

Die neue Generalintendantin Marion Ackermann feiert bei der heutigen Wiedereröffnung des K 21 ihren Einstand.

Düsseldorf. Am Freitag stellt sich Marion Ackermann, die neue Chefin der Kunstsammlung NRW, mit einem Fest in K21 vor. Es beginnt mit einer exklusiven Vor-Eröffnung für Jugendliche, was ein demonstratives Zeichen ist.

"Wir verstehen uns als Kompetenz-Zentrum für Bildung durch Kunst", sagt Marion Ackermann. Die jungen Leute dürfen die neue Medienwerkstatt einweihen und ausprobieren, wie man eigene Fotos digital verfremdet.

Vielleicht sei dies der Anfang für neue Superstars der Szene. Marion Ackerman, die selbst zwei Kinder hat, weiß: "Je früher die kreative Erziehung einsetzt, desto besser für die Gesellschaft."

Doch auch die ständige Sammlung erfährt neue Impulse. Stolz spricht Ackermann von einer "Silent Revolution", einer "Stillen Revolution". Sie gilt der Hängung. Wie revolutionär sie dabei vorgeht, sei an einigen Beispielen geschildert:

René Magrittes Gemälde "Vergnügen" von 1926 ist sadistisch bis perfide. Ein Mädchen, sittsam im Rüschchenkleid, verspeist einen Vogel. Das Blut des Tieres tropft auf den Kragen und beschmutzt die Hände, aber das Mädchen kaut reglos weiter.

63 Jahre später erzeugt Katharina Fritsch ein ähnlich visionäres Bild: Aus einem weißen Bettbezug lugt der weiße Kopf eines schlafenden Mannes hervor, während über ihm eine schwarze Riesenmaus thront.

Bisher befand sich das Bild von Magritte in K20 am Grabbeplatz, die Maus-Inszenierung stand in K21. Nun zeigt sich, dass Alpträume, existentielle Ängste nicht von bestimmten Stilen wie dem Surrealismus gepachtet sind.

Marion Ackermann will beide Häuser "dynamisieren", wie sie sagt. Sie weiß, dass bekannte Namen der klassischen Moderne immer zugkräftig sind. Pablo Picasso locke im Zweifelsfall mehr Leute ins Haus als Thomas Schütte. K21 zeigt beide Künstler. Das Defilee von Frauen-Porträts des Spaniers ist atemberaubend.

Die Generalintendantin reiht sie wie Perlen aneinander, beginnend mit dem Bildnis der Fernande aus der Zeit des analytischen Kubismus. Dann schiebt sie eine Bronze des 56-jährigen Düsseldorfer Bildhauers Thomas Schütte in den Raum, eine Liegende mit Buckeln, Beulen und amputierten Gliedmaßen.

Ohne viel kunsthistorisches Hintergrunds-Wissen wird dem Außenstehenden klar, dass der elitäre Begriff des Kubismus etwas mit dem Brechen von Tabus zu tun haben muss, wie Schütte es praktiziert. Und wer noch nicht weiß, dass Kurt Schwitters der Ahnherr der Pop Art war, erfährt es ohne viele Worte durch die Kombination von Schwitters und der Pop-Größe Robert Rauschenberg.

Neues gibt es auch unter der Glaskuppel, im ersten Skulpturengarten von K21. Hier macht Marion Ackermann ihr Versprechen wahr, junge Künstler an den Rauminszenierungen zu beteiligen.

Der Düsseldorfer Markus Karstieß durfte arrangieren und zu den Gips-Modellen von Max Ernst, zu Picassos Bronzekopf der Fernande und John Chamberlains bemalter Stahlskulptur eigene Skulpturen aufbauen. So wird die Historie bis in die Gegenwart geführt.

Die Eröffnungsfeier beginnt um 16 Uhr nur für die Jugend, um 19Uhr für die Vips und um 21Uhr für alle Nachteulen, die den ehemaligen Becher-Schüler Stephan Schneider als DJ erleben wollen.