Museum Abteiberg: Wie aus Gedanken Konkretes entstehen kann
Zur Wiedereröffnung des Mönchengladbacher Museums sprachen Architekt Hollein und der Ex-Direktor Cladders.
Mönchengladbach. Im Kabinett, in einer der unteren Räume des Museums Abteiberg, sind sie ausgestellt - die frühen Entwürfe des Wiener Architekten Hans Hollein zum Bau. Zwei farbige Baukörperstudien - "Reisterrassen" und "Flugzeugträger" - auf Skizzenpapier zeigen, wie aus utopischen Gedanken Konkretes entstehen kann. Vor 25 Jahren wurde der Bau fertig gestellt, am Sonntag feierte das Museum Abteiberg Wiedereröffnung. Zeit für ein Gespräch mit den beiden damaligen Machern und Denkern des zehn Millionen Euro teuren Bauwerks, dachte sich Museumsleiterin Susanne Titz. Unter dem Titel "Flugzeugträger und Reisterrassen", das "Rätsel genug" war, sollte den rund 300 Zuhörern klar gemacht werden, wie umfassend Hans Hollein als Architekt und Johannes Cladders als ehemaliger Museumsdirektor über Architektur in Verbindung mit Kunst nachgedacht haben. Zwar hätten sich Architekten, so Hollein, damals nicht für Museen und eher für Rathäuser interessiert, doch er wollte den Begriff Museum mit der Integration "in das urbane Gefüge" neu definieren.
Im Ausschuss war man schockiert über das Modell "Flugzeugträger"
Beauftragt vom Mut einer Stadt mit 170 000 Einwohnern, entwickelte er Modelle für ein Museum im Bereich des Abteiberges. Diese waren auch nicht ganz unumstritten, bemerkte Professor Johannes Cladders. So hätte der damalige Landeskonservator entschiedene Bedenken gegen die Entwürfe gehabt. Zweifel räumte Cladders mit der Bemerkung aus dem Weg, man würde gar nicht merken, dass dort ein Museum entsteht. Selbst in der Verwaltung, im damaligen Kultur- wie im Bauausschuss, war man nach Ansicht Cladders schockiert über Modelle wie "Flugzeugträger" oder "Reisterrassen". Schließlich beantwortete man die Frage "Sollen wir nicht die Reisterrassen nehmen?" mit dem Auftrag an den Architekten Hollein. Damit war auch der künstlerische Weg frei, eine Dialektik im Sinne der Konfrontation zwischen dem Bauwerk, dem Raum und dem Kunstwerk zu schaffen. Dank der Architektur sollte der Museumsbesucher, so Cladders, gezwungen sein, wie "Hänsel und Gretel" das Museum und sein Werke zu entdecken. Schließlich gebe es keinen Rundgang. Jeder müsse entscheiden, wie er durch das Museum gehen will.Die Idee jedoch, ein Museum begehbar zu machen, sei in Ansätzen stecken geblieben, ergänzte kritisch der 82-jährige Krefelder. Die Verbindung von der Hindenburgstraße zur Lüpertzender Straße sei noch nicht zu Ende gedacht. "Der Abteiberg ist nach wie vor unvollendet".