Museumsbau in Duisburg auf der Kippe
Duisburg (dpa) - Ein riesiger Quader aus Stahlfachwerk soll in 36 Metern Höhe teilweise frei über dem Museum Küppersmühle (MKM) in Duisburg schweben. Schon das Modell des geplanten Erweiterungsbaus des Museums am Innenhafen macht einen schwindelig.
Der Container - 55 Meter lang, 30 Meter breit und 17 Meter hoch - soll auf die Silos der ehemaligen Getreidemühle gehievt werden. Als „neues Wahrzeichen des Ruhrgebiets“ wird die kühne Konstruktion des renommierten Schweizer Architektenbüros Herzog & de Meuron bereits betitelt. Die Basler Architekten projektierten auch die Elbphilharmonie in Hamburg.
Nun steht das Duisburger Millionen-Projekt auf der Kippe. Seit dem 10. Juni herrscht ein Baustopp, die Kräne wurden abgebaut. Das stählerne Korsett liegt am Boden neben dem Museum. Verzögerungen und zuletzt Pfusch am 2009 begonnenen Bau haben die Kosten explodieren lassen. Von ursprünglich veranschlagten 29 Millionen Euro kletterten die Kosten auf geschätzte 50 Millionen. Inzwischen sollen sie sogar bei 69 Millionen Euro liegen.
Bei den Schweißarbeiten am Stahlgerüst wurde gepfuscht - fast alle Trägerknoten der 1300 Tonnen schweren Konstruktion sind schadhaft. Inzwischen ermittelt die Duisburger Staatsanwaltschaft. Die für die Schweißarbeiten zuständige Firma ist pleite. Gutachter prüfen unter Hochdruck die Fehler am Bau und berechnen die Kosten neu.
Unter Druck ist die Bauherrin Gebag, Wohnungsbautochter der Stadt Duisburg. „Wir müssen noch mal prüfen, wie weit wir in der Lage sind, die Finanzierung sicherzustellen“, sagt Gebag-Vorstandschef Dietmar Cremer der dpa. „Es geht darum, ob wir einen Weg finden, das zu Ende zu bringen.“ Der Baustopp dürfe nicht zu lange dauern. Cremer wählt die Worte vorsichtig: „Wenn wir einen hoffentlich positiven Weg finden, wird es weitergehen.“
Sponsoren des Prestigeprojekts sind das Sammlerehepaar Ströher und der Essener Konzern Evonik. „Jetzt ist die Gebag am Zug, Vorschläge zum weiteren Vorgehen zu machen“, sagt eine Evonik-Sprecherin. Evonik hat 13 Millionen Euro zugesagt. „Über die bisher zugesagten Mittel werden wir keine weiteren bereitstellen“, stellt die Sprecherin klar.
Ob das Ehepaar Ströher, das eine der größten privaten Sammlung deutscher Nachkriegskunst hat, noch mehr Geld in den Bau zu stecken will, ist unklar. Angeblich haben die Sammler bereits 30 Millionen Euro gegeben. Auch Hoffnungen auf das Land haben sich zerschlagen. Zwar hatte NRW seinerzeit 10 Millionen Euro Zuschuss angeboten, die Mittel wurden aber nicht angenommen und sind inzwischen längst vergeben. Das Geld sei in andere Projekte der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 geflossen, heißt es im NRW-Bauministerium.
Ein Scheitern des Projekts wäre „grausam“ für Duisburg, sagt der städtische Kulturdezernent Karl Janssen. Denn mit der erweiterten Küppersmühle, dem Museum DKM und dem Lehmbruck-Museum würde Duisburg „in der Champions League der Kunst“ mitmachen. „Das dürfen wir nicht verspielen“, sagt Janssen. „Das wäre eine kulturpolitische Ohrfeige für die Stadt und die Region.“ Immer noch liege das „Schmuddelimage wie ein Schleier“ über der Stahlstadt. Die Loveparade-Katastrophe vergangenes Jahr hat dem Ruf Duisburgs weiter zugesetzt.
Die Museumsleitung gibt sich optimistisch: Den Baustopp bewerte man eher „eher als Unterbrechung denn als Ende des Bauvorhabens“. Die Zukunft des Museums Küppersmühle sieht Direktor Walter Smerling trotz der Baukrise nicht in Gefahr. „Ich bin ein positiver Realist.“