Raubkunststreit: Köln einigt sich mit Flechtheim-Erben
Köln (dpa) - Lösung im Streit um NS-Raubkunst: Die Stadt Köln hat sich mit den Erben der zwei jüdischen Sammler Alfred Flechtheim und Curt Glaser über die Rückerstattung von Kunstwerken aus dem Museum Ludwig geeinigt.
Sechs frühe Zeichnungen von Karl Hofer, Paula Modersohn-Becker, Ernst Barlach, Aristide Maillol und Wilhelm Morgner aus dem ehemaligen Besitz Flechtheims (1878-1937) bleiben als Dauerleihgabe im Museum, teilte die Stadt am Mittwoch mit. Eigentümer sind aber jetzt offiziell die Flechtheim-Erben. Erst im Juni hatte die Stadt nach einem jahrelangen Restitutionsstreit ein auf rund drei Millionen Euro geschätztes Gemälde von Oskar Kokoschka an die Erben zurückgegeben.
Außerdem bleiben auch fünf Zeichnungen aus der Sammlung des Dresdner Kunsthistorikers und Museumsdirektors Curt Glaser (1879-1943) im Museum Ludwig. In diesem Fall habe man sich mit den Erben Glasers auf eine „angemessene Entschädigung“ geeinigt und die Arbeiten zurückerworben, hieß es. Die Erben hätten dem Wunsch des Museums auf den Verbleib der Arbeiten unter anderem von Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel in der Sammlung entsprochen.
Alle elf Zeichnungen gehören zu der Kollektion, die der Kölner Sammler Josef Haubrich 1946 der Stadt geschenkt hatte. Die sechs Zeichnungen aus dem Flechtheim-Bestand hatte Haubrich 1934 bei Axel Vömel gekauft. Vömel war Flechtheims Geschäftsführer und hatte dessen Düsseldorfer Galerie und Teile der Privatsammlung übernommen, als Flechtheim 1933 den Geschäftsbetrieb aufgeben musste und emigrierte.
Auch Curt Glaser emigrierte 1933 aus Nazi-Deutschland, nachdem zuvor in zwei Auktionen große Teile seiner Kunstsammlung zwangsversteigert worden waren. Haubrich erwarb dabei die fünf Papierarbeiten.
Die Stadt Köln komme ihrer Verantwortung gegenüber den Opfern der NS-Diktatur „vorbehaltlos nach“, teilten die Flechtheim-Anwälte mit. Sie forderten auch andere Museen auf, unter anderem die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München und die Kunstsammlung NRW, Lösungen zu strittigen Flechtheim-Werken zu finden oder die Schlichtungskommission der Bundesregierung anzurufen.
Die sogenannte Limbach-Kommission hatte die Rückgabe des wertvollen Kokoschka-Gemäldes empfohlen. Flechtheim-Erbe Michael Hulton erklärte, die Haltung und der Einsatz der Kölner Seite habe ihn sehr bewegt und „letztlich auch dazu bewogen, diese für das Museum so wichtigen Arbeiten dort zu belassen“.