Sammlung Rheingold: Der rote Teufel von Schloss Dyck
Avantgarde behauptet sich unter Deckengemälden.
Jüchen. Die Sammlung Rheingold der Gebrüder Viehoff und des Kunstberaters Helge Achenbach birgt stets die schönsten Überraschungen. Jetzt macht sie zum vierten Mal im Wasserschloss Dyck Station. Die neue Schau mit Werken von 15 Künstlern, vom Düsseldorfer Kunsthallenchef Gregor Jansen kuratiert, baut eine schöne Spannung zu Vertäfelungen und Deckengemälden auf. „Vollendet das ewige Werk“, so der Titel, ist ein Zitat Wodans aus dem „Ring des Nibelungen“.
Gleich der Festsaal fasziniert durch die farbgewaltigen Gemälde von Joanne Greenbaum. Der Besucher ertappt sich, wie er permanent um ihre Werke herumtänzelt, weil sie wie Hüpfkästen aufgebaut sind. Auf ihr Bilder-Stakkato lässt Jansen James Lee Byars’ Strichmännchen aus rotem Satin-Tau folgen. Diese ebenso irritierende wie glänzende Arbeit nimmt fast den gesamten Parkettboden ein, so dass für den Betrachter nur eine kleine Ecke übrig bleibt.
Manches versteckt sich zwischen dem Wanddekor, Georg Herolds komischer „Leser“ etwa. Es handelt sich um ein Männlein, das die Welt im Buch mit Schuhen begeht, die er sich über die Hände stülpt. In einem anderen Zimmer fällt der Blick erst auf das gemalte Schlachtengetümmel der Innendekoration und dann auf die wehende Filmfahne von Mircea Cantor.
Lediglich ein Torso des Studenten Joseph Beuys von 1949 wird wie eine Ikone präsentiert. Die kleine Bronzefrau behauptet sich zwischen antiken Heldinnen an den Wänden.
Manuel Graf reflektiert in seiner Rauminszenierung jene Dingen, die in Schloss Dyck wichtig sind: Kunst, Natur und Leben. Mit diesen Konstellationen lockt das Haus jährlich mehr als 200 000 Besucher an.
Der Düsseldorfer Bildhauer Thomas Schütte möchte gar seine hölzerne Riesenkamera mit dem Interieur einer Puppenstube im Schlosspark platzieren, sofern die Denkmalschützer einwilligen.
Schloss Dyck, Jüchen. Eröffnung Sonntag, 12 Uhr, bis 30. Oktober, Wochenende und Ostern 12-18, Di — Fr von 14 — 18 Uhr. Erwachsene 8, ermäßigt 5 Euro. Kinder 7-16 Jahren 1 Euro, Kinder unter 7 Jahren gratis.