Spektakuläre Renaissance-Schau in Berlin
Berlin (dpa) - Nach der „Mona Lisa“ gilt sie als Leonardo da Vincis schönstes und wertvollstes Porträt. Jetzt ist die geheimnisvolle „Dame mit dem Hermelin“ Höhepunkt einer Ausstellung, die auf der Berliner Museumsinsel zu sehen ist.
Majestätisch in einem schwarzen Raum dekoriert, von einer Vitrine aus Spezialglas geschützt und rund um die Uhr bewacht - so lächelt die auf mehr als 200 Millionen Euro geschätzte Schönheit aus ihrem Goldrahmen.
Insgesamt sind im Bode-Museum 150 Meisterwerke italienischer Kunst aus dem 15. Jahrhundert zu sehen - Gemälde, Skulpturen, Münzen und Handzeichnungen. Viele durften ihre angestammten Häuser erstmals verlassen. „Es ist die weltweit größte und vermutlich bedeutendste Ausstellung zur Entwicklung der Porträtkunst“, sagte Michael Eissenhauer, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin.
Die Schau „Gesichter der Renaissance“ entstand in Zusammenarbeit mit dem Metropolitan Museum of Modern Art. „Diese Art der internationalen Zusammenarbeit erlaubt uns die Diskussion und den Austausch, der unser Herzensanliegen ist“, sagte der New Yorker Museumsdirektor Thomas P. Campbell. Auch der Louvre in Paris, die Londoner National Gallery und die Uffizien in Florenz steuerten Leihgaben bei.
Aufsehenerregend ist in Berlin nicht nur die Qualität der Exponate, sondern auch die Art ihrer Präsentation. Die rund 1000 Quadratmeter Ausstellungsraum sind komplett abgedunkelt und schwarz ausgemalt. Die Kunstwerke treten wie leuchtende Kleinode aus dem Dunkel hervor, jedes für sich auf schwarzem Samt indirekt beleuchtet - eine nahezu magische Wirkung.
„Die Ausstellung ist sehr dicht gehängt, sehr konzentriert“, sagt Kurator Stefan Weppelmann. „Wir wollen ein wirkliches Ausstellungserlebnis zulassen.“ Dass Berlin dabei auch die „Dame mit dem Hermelin“ (1489/90) gewinnen konnte, war ein besonderer Glücksfall. Das Meisterwerk gehört der Krakauer Czartoryski-Stiftung. Noch Anfang des Jahres schien es, als wollten die polnischen Behörden es nicht nach Deutschland reisen lassen. Erst nach einer Zitterpartie gab es im April grünes Licht.
„Wir freuen uns, dass Berlin dieses wunderbare Bild im letzten Augenblick wie ein Kaninchen aus dem Hut zaubern konnte“, sagte US-Museumsdirektor Campbell nicht ohne Bewunderung. Denn in New York, wo die Ausstellung vom Dezember 2011 bis März 2012 gezeigt werden soll, ist die publikumsträchtige „Dame“ nicht dabei. Auch in Berlin ist sie nur bis zum 31. Oktober zu sehen, also bis drei Wochen vor Ausstellungsende (20. November). Nach einem Zwischenstopp in London bekommt sie, zurück in Krakau, für zehn Jahre Reiseverbot. Der polnische Besitzer Prinz Adam Karol Czartoryski ließ es sich nicht nehmen, sie in Berlin zu besichtigen.
Das nur 55 mal 40 Zentimeter große Ölgemälde zeigt die 17-jährige Cecilia Gallerani, die Mätresse des Mailänder Herzogs Lodovico Sforza. Über die Schulter scheint die junge Frau dem Geliebten geheimnisvoll lächelnd entgegenzublicken, während sie auf dem Arm ein weißes Wiesel hält - Sinnbild für Ehrenhaftigkeit und Reinheit. „Es ist das erste moderne Porträt der Kunstgeschichte, weil es über die Natur hinausgeht, sich eine Interpretation erlaubt“, sagt Kurator Weppelmann.
Die Renaissance („Wiedergeburt“) gilt als die Zeit, in der das Individuum zunehmend an Bedeutung gewinnt. Weitere spektakuläre Beispiele dafür sind in Berlin etwa Ghirlandaios „Bildnis eines Greises mit Kind“ (um 1490) aus dem Louvre, Lippis „Bildnis eines Mannes und einer Dame“ (um 1440) aus dem Metropolitan und Pollaiuolos „Bildnis einer Dame“ (um 1465/70) aus dem Pezzoli-Museum in Mailand.
Von Botticelli können verschiedene Versionen seines berühmten Porträts von Giuliano de Medici verglichen werden. „Die Kinder aus unseren Museen sind mit ihren Geschwistern zusammengeführt worden“, sagte der Berliner Gemäldegalerie-Direktor Bernd W. Lindemann.
Die Staatlichen Museen hoffen, mit der Ausstellung an ihren Blockbuster-Erfolg von 2004 anzuknüpfen. Damals begeisterte die Schau „Das MoMA in Berlin“ mit Meisterwerken des New Yorker Museum of Modern Art mehr als 1,2 Millionen Menschen. Dennoch sollen nur jeweils 300 Besucher auf einmal in die Ausstellung gelassen werden, um jedem einzelnen einen wirklichen Kunstgenuss zu ermöglichen. Generaldirektor Eissenhauer schloss eine Verlängerung der Öffnungszeiten nicht aus - notfalls auf 24 Stunden rund um die Uhr.