TV-Special der Bundespräsidenten: Scheel im Zoo, Lübke in Afrika

Die Würde des Bundespräsidenten ist nicht erst seit Horst Köhler und Christian Wulff ein Thema — ein nächtliches Panorama im TV.

Bonn/Berlin. Christian Wulff ist schon Geschichte, aber nicht nur er. Mit einem Rückblick auf die Amtszeiten der zehn bisherigen Bundespräsidenten verbringt die ARD die letzte Nacht vor der Wahl von Joachim Gauck.

Und obwohl der um das Wachbleiben seiner Zuschauer besorgte Moderator Jörg Schönenborn „auch viel Persönliches, Nettes, Amüsantes“ verspricht, summiert sich hier in zweieinhalb Stunden überwiegend Politisches zu einer spannenden Zeitreise durch die Geschichte der Bundesrepublik und später des vereinten Deutschlands.

Da darf zwischendurch auch ein kleiner Leopard aus dem Berliner Zoo Walter Scheel in die Anzugjacke beißen. Aber auch Scheels Urlaube in West-Berlin hatten ja politische Dimensionen. Seltsame Bilder aus fernen Zeiten sind das: Wie der Bundespräsident 1975 wie ein normaler Tourist über den Kudamm schlendert. Der FDP-Politiker verstand sich gut aufs Unters-Volk-Mischen, er war ein beliebter Präsident.

1979 sollte er von Karl Carstens abgelöst werden, im Vorfeld kam es zwischen den Parteien zu wahlkampf-artigen Scharmützeln. „Das ist neu in der Bundesrepublik, wenn auch nicht sehr eindrucksvoll“, kommentierte Friedrich Nowottny süffisant im „Bericht aus Bonn“.

Wieviel Kritik verträgt das Amt und seine Würde? Das ist nicht erst seit Horst Köhler und Christian Wulff ein Thema. Die „Nacht der Bundespräsidenten“ beginnt mit einer Erklärung von Heinrich Lübke aus dem Jahr 1968. Ihm war vorgeworfen worden, er habe während der Nazizeit als Mitarbeiter eines Architekturbüros KZ-Baracken geplant. Erhellend dazu ist der anschließende Ausschnitt aus dem „Internationalen Frühschoppen“.

Darin offenbarte „Stern“-Chefredakteur Henri Nannen, dass Gastgeber Werner Höfer gedroht hatte, die Sendung abzubrechen, falls jemand über Lübke sprechen wolle. Was Nannen natürlich doch tat. Die Grenze des Respekts gegenüber dem Bundespräsidenten sei da erreicht, „wo der Mann, der das Amt gerade innehat, dem Amt Schaden tut“. Sagte Nannen 1968.

Auch an die Flugaffäre von Johannes Rau wird erinnert. Vor allem aber an die Staatsbesuche und die Reden der politisch weitgehend machtlosen Präsidenten. Alle haben ihre Spuren hinterlassen, bis zu Christian Wulff („Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland“). Die größte Wirkung erzielte aber wohl Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985, 40 Jahre nach dem Tag des Kriegsendes, den der CDU-Politiker einen „Tag der Befreiung“ nannte.

Noch ein Jahr später berichtete Eberhard Piltz im „Bericht aus Bonn“ über die anhaltende Nachfrage im Bundespräsidialamt nach dem Wortlaut der Rede. „Was für ein Mangel offenbar besteht an politischer Kultur“, kommentierte Piltz. Ein Satz von zeitloser Dimension.

Nur wenige Bilder gibt es vom ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss. Lübke, der zweite, dagegen ist schon mehrfach präsent. Auf Besuch in seiner Heimat, im Sauerland. Und in Afrika. Man spottete damals über den bisweilen abwesend wirkenden Präsidenten.

Hier zeigt die ARD einen Nowottny-Beitrag über Lübkes letzte Afrika-Reise vom Februar 1969, das eindrucksvolle Beispiel eines politischen Feuilletons, das mit feiner Ironie einen Präsidenten charakterisiert, ohne ihn lächerlich zu machen.

ARD, Sa. 23.45 Uhr: „Die Nacht der Bundespräsidenten“