Am Freitag ist das System Blatter zu besichtigen
Zur Wahl des Präsidenten auf dem Fifa-Kongress
"Ich werde nicht erlauben, dass einige wenige die harte Arbeit der Mehrheit, die so hart für den Fußball arbeitet, zerstören“, hat Joseph Blatter am Donnerstag zur Eröffnung des Fifa-Kongresses in Zürich gesagt. Und sich somit im Handstreich von seinem einst engsten Zirkel verabschiedet. Mit kaum mehr überraschendem Chuzpe. Und immer mit der Erkenntnis, gegen die Flut von Rücktrittsforderungen nach wie vor ein gutes Pfund in den eigenen Händen zu halten. Wenn die heftige Entwicklung dieser Tage ihn nicht noch überholt, wird Blatter am Freitag für eine neue Periode im Amt des Fifa-Präsidenten wiedergewählt.
Und das hat nur einen Grund: Das System der Fifa, das zum System Blatter geworden ist, lässt eine Reinigung von innen nicht zu. Weil der Fußball zu erfolgreich ist. Und weil von diesem Erfolg so viele an die Fifa Gebundene profitieren: Vor allem die sechs Kontinentalverbände, die Blatter wählen. Und die bis hinein in die kleinste Enklave regelmäßig finanziell gefördert werden, dabei dasselbe Stimmrecht genießen wie die größten Mitgliedsverbände.
Geld dafür ist im Übermaß vorhanden: Das meiste davon verdient die Fifa mit den Weltmeisterschaften. Lagen bei der ersten WM 1930 in Uruguay die Gewinne noch bei 500 Franken (derzeit 483 Euro), werden die Einnahmen aus der WM 2014 in Brasilien auf 3,5 Milliarden Franken geschätzt. Die durch den Verkauf von TV- und Marketingrechten erbaute Geldmaschine wird beständig nachgefüttert von unzählige Unternehmen, die Schlange stehen, um bei WM-Spielen ihre Werbung einem Millionenpublikum darzubieten.
Dazu kommt: Die Gastgeberländer einer WM tragen alle Kosten. Und wer sie ausrichten will, muss der Fifa für ihre Geschäfte Steuerfreiheit garantieren. In der Schweiz genießt die Fifa wie 60 andere Sportverbände (darunter auch das IOC) Sonderrechte, weil sie dort als gemeinnütziger Verein anerkennt ist. So werden Gewinnsteuern nur in Höhe von vier Prozent fällig. Hinzu kommt eine Kapitalsteuer in Höhe von 0,75 Prozent auf das Eigenkapital. So lässt es sich gut leben und (eben auch gerne untereinander) verteilen. Und den Fußball dort fördern, wo die Stimmen für die nächste Wahl zu erobern sind.
Wir werden es am Freitag erleben.