Meinung Unsensible Diplomatin
Deutschlands oberste Diplomatin tritt undiplomatisch auf. Nicht zum ersten Mal.
War die Äußerung von Annalena Baerbock, Chinas Präsident Xi sei ein Diktator, unklug oder die Wahrheit? CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen antwortet darauf: „Beides“. Röttgen hat Recht. Trotz der Verlockung, die grüne Außenministerin für ihre klare Sprache zu loben - sie ist Deutschlands höchste Diplomatin. Schon einmal hatte sie sich vergriffen, als sie davon sprach, dass „wir (in Europa) uns nicht gegenseitig beschuldigen, denn wir führen einen Krieg gegen Russland und nicht gegeneinander“. Ein Satz, der russischer Propaganda Futter gab. Und jetzt ein Interview, das ohne Not Porzellan zerschlägt.
Wenig überraschend reagiert China empört, wenn Baerbock Xi in eine Reihe stellt mit Namen wie Stalin, Hitler, Mussolini oder Pinochet. Als der damalige EU-Kommissionspräsident Juncker einmal Ungarns Präsidenten Orban mit „Hallo Diktator“ begrüßte, wusste er, dass der so Titulierte dies weglächelt. Doch Baerbock hat nicht die Lockerheit eines Juncker. Und Xi wirkt nicht, als habe er Humor. Schon in privaten Beziehungen fahren wir gut damit, dem Gegenüber nicht alles an den Kopf zu werfen. So werden Teller aus dem Fenster geworfen, von denen man später vielleicht noch essen möchte.
Ja, es ist beängstigend, was sich da in China zusammenbraut. Gewiss hat Baerbock recht, dass Russlands Angriff auf die Ukraine im Erfolgsfall ein ungutes Beispiel für die Expansionsgelüste Chinas in Richtung Taiwan wäre. Doch der Gesprächsfaden darf nicht reißen. Auch in Deutschlands Interesse gegenüber China als wichtigem Handelspartner. Das heißt nicht, dass die Außenministerin keine Kritik äußern sollte. Natürlich soll sie. Aber in einer Sprache, die keine Türen zuschlägt. Xi ist Staatschef, wenn auch keiner nach unseren demokratischen Maßstäben. Will sie diesen Titel vermeiden, hätte sie ihn bei ihrem Auftritt im US-Sender Fox als „ruler“ oder „leader“ bezeichnen können. Klingt nach Führer und ist damit diplomatisch immer noch gemein genug. Aber nicht so unversöhnlich wie „Diktator“.