Chance und Risiko für die Mega-Show
Thomas Gottschalk gibt „Wetten, dass. . ?“ ab
Thomas Gottschalk verlässt „Wetten, dass . . ?“ Ende des Jahres. Die Entscheidung fiel kurz nach dem tragischen Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch — und sie verdient Respekt. Schon am Abend des Unglücks hat Gottschalk Anstand bewiesen, als er die Show abbrach. Nun will er nicht mehr mit einem der schwärzesten Momente in der deutschen Fernsehunterhaltung verbunden bleiben.
Der Wetten-Wahnsinn zum Wohle der Quote ist aber auch ohne Gottschalk und trotz des vom ZDF angekündigten Verzichts auf gefährliche Wetten aus der Biografie von Europas größter TV-Show nicht mehr zu tilgen.
Doch „Wetten, dass . . ?“ darf nicht verschwinden. Denn erstens funktioniert das Konzept auch im 31. Jahr seines Bestehens. Das haben gut zehn Millionen Zuschauer am Samstag gezeigt. Und zweitens braucht das öffentlich-rechtliche Fernsehen ein Zugpferd, mit dem es vor allem mit RTL und Pro7 konkurrieren kann. Deshalb muss die Show weitergehen. Dazu gab und gibt es keine Alternative.
Dass nur wenige Augenblicke nach Gottschalks Abschieds-Ankündigung die Diskussion um dessen Nachfolger losbrach, versteht sich von selbst. Die Stars auf der Couch brauchen einen Star, der mit ihnen plaudert. Das kann nicht irgendwer.
Jörg Pilawa, Günther Jauch, Kai Pflaume, Stefan Raab — die üblichen Verdächtigen sind in der Lostrommel. Sie alle vertreten die 1. Liga der Fernsehunterhaltung. Und sicher steht der eine oder andere auch schon auf dem Zettel der Intendanz. Die hält sich bisher allerdings bedeckt, was nicht zuletzt als Verbeugung vor dem Mann zu verstehen ist, der die Show über Jahrzehnte repräsentierte und ebenso souverän wie unterhaltsam in die deutschen Wohnstuben brachte.
Gottschalks Abgang wird eine Zäsur sein. Sie birgt das Risiko, dass der gebührenfinanzierte Unterhaltungsdampfer Leck schlägt. Sie birgt aber auch die Chance, dass dem alten Konzept neue Reize verpasst werden. Vielleicht überrascht das ZDF ja auch damit, dass ein unverbrauchtes Samstagabend-Gesicht auf die Kommandobrücke steigen darf. Womöglich wird es sogar einmal eine Frau.
Auf jeden Fall werden Stars und Stunts auch in Zukunft Millionen vor den Fernsehschirm locken. Top, die Wette gilt!