Das Thema Pflege betrifft jeden
Es geht um viel mehr als die Heimunterbringung
Egal, ob zu Hause oder im Heim: Die Zahl der Menschen, die Pflege benötigen, steigt rasant. Dank höherer Lebenserwartung und dem medizinischen Fortschritt werden wir immer älter, sind aber trotzdem oder gerade deshalb nicht davor gefeit, etwa wegen Demenz zum Pflegefall zu werden. In Zahlen ausgedrückt wird das sehr deutlich. Heute benötigen bereits 2,5 Millionen Menschen in Deutschland Pflege, in einigen Jahrzehnten sollen es fast doppelt so viele sein. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Erwerbstätigen — und damit der finanzielle Spielraum und fatalerweise auch das Potenzial an Arbeitskräften in der Pflege.
Insofern beschreibt die Frage, ob stationäre oder ambulante Betreuung besser ist, nur einen kleinen Teil des Problems. Für die betroffenen Menschen allerdings einen Wichtigen. Denn natürlich ist es für jeden erstrebenswert, so lange wie möglich in der gewohnten Umgebung zu bleiben. Doch bei aller Angst vor den Heimen, bei denen es sicherlich große Qualitätsunterschiede gibt, ist es eine froh stimmende Erkenntnis der am Mittwoch vorgestellten Studie, dass sich bei einer Unterbringung im Heim die Stimmung zum Positiven wandelt. Viele Angehörige sind dann wegen des Wissens um die professionelle Rundumversorgung erleichtert — und auch die zu Pflegenden können nach einiger Zeit dem Heim viel Positives abgewinnen.
Unsere Gesellschaft und die Politik müssen das Thema allerdings weiterdrehen. Die Idee etwa, dank neuer Wohnformen — zum Beispiel einer „Alten-WG“ —, trotz sich auflösender familiärer Strukturen auch im Alter glücklich und selbstbestimmt zu leben, dürfte für viele reizvoll sein. Die Pflegeberufe sollten an Ansehen in der Gesellschaft gewinnen, um ausreichend qualifizierte Bewerber zu finden. Wobei es nicht allein ums Image, sondern auch um die Höhe der Gehälter geht. Was andererseits bedeutet, dass die Kosten steigen — sei es bei den Beiträgen zur Pflegeversicherung oder bei individuellen Zahlungen.
Die Bevölkerung scheint bereit zu sein, wegen steigender Pflegekosten auch höhere Belastungen zu verkraften. Das ist gut. Denn es geht bei diesem Thema primär nicht ums Geld, sondern um Menschen. Und irgendwann kann es jeden selbst betreffen.