Meinung Datensichtung Kinderpornos - Es wird teuer und schwierig
Meinung · In Zeiten, in denen Facebook auf der Stelle jedes Foto mit barem Busen aufspürt und löscht, ist es schwer einsichtig, warum die technologische Aufrüstung im Kampf gegen Kinderpornografie ganz offensichtlich nur langsam vorankommt. Ein Kommentar.
Die personelle Ausstattung der Polizei ist seit dem Skandal um den Missbrauch in Lügde mit schludrigen Akten, verlorenen Asservaten und nicht beachteten Hinweisen wieder einmal in aller Munde. Doch die Datenmenge, die die NRW-Polizei allein 2018 sichergestellt hat, zeigt: Die Personalfrage kann nicht die entscheidende im Kampf gegen Kinderpornografie sein. Selbst wenn die Landesregierung alle 2300 neuen Polizeianwärter, die in der vergangenen Woche vereidigt wurden, zur Sichtung von Daten abstellte, bräuchten diese laut LKA-Rechnung bei 3000 Terabyte ein ganzes Jahr.
Nun ist es in Zeiten, in denen Facebook auf der Stelle jedes Foto mit barem Busen aufspürt und löscht, schwer einsichtig, warum die technologische Aufrüstung im Kampf gegen Kinderpornografie ganz offensichtlich nur langsam vorankommt. Liegt es daran, dass in der Öffentlichkeit zu wenig Druck aufgebaut wurde?
Insofern hat Innenminister Reul zuletzt immer wieder die nachvollziehbare Hoffnung geäußert, im Schrecken des Falls Lügde könnte zuletzt auch etwas Gutes liegen – nämlich die wachsende Sensibilität der Gesellschaft für das Thema Kindesmissbrauch und Kinderpornografie. Und der politische Wille, etwas zu tun. Insbesondere wenn es um Möglichkeiten der Datenspeicherung und -auswertung geht, ist dieser nämlich entscheidend.
Laut LKA gehen Studien von einem bis fünf Prozent Menschen in unserer Gesellschaft aus, die pädosexuelle Neigungen haben – zumeist Männer. Der Markt für das kriminelle Material ist also immens. Um dieses zu erstellen, werden Kinder auf schlimmste Weise zu Opfern – und werden es dann durch die Verbreitung der Bilder immer und immer wieder. Das zu stoppen, so weit es nur geht, wird teuer, kompliziert und es wird nicht jedem Datenschützer gefallen. Aber es ist die oberste Pflicht der Gesellschaft, ihre Schwächsten zu schützen.