Meinung Der mühevolle Kampf gegen Falschmeldungen

Fake News — also bewusst oder unbewusst gestreute Falschmeldungen im Internet — können Existenzen vernichten. Das sollte jedem klar sein, der in den sozialen Netzwerken im Internet auf Verbrecherjagd gehen möchte.

Foto: Sergej Lepke

Gerade bei Facebook tauchen immer wieder Inhalte auf, die von schlimmen Verbrechen wie Vergewaltigungen berichten, die schlichtweg erlogen sind. Nach dem Motto „ich habe gehört, dass meine Freundin von einem Freund erfahren hat, dass . . .“ Tausendfach geteilt kann der größte Blödsinn für viele Menschen zur Realität werden. Wenn mein Facebook-Freund etwas teilt, hat das bestimmt seinen Grund — so denken viele und vertrauen den Inhalten. Facebook hat nach eigenen Angaben bundesweit 28 Millionen Nutzer. Das ist ein unglaublicher Verteiler.

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen ist gut beraten, diesem Trend entgegenzuwirken. Natürlich kann es in dem zu erarbeitenden Konzept nicht darum gehen, alle polizeirelevante Falschmeldungen richtigzustellen und die Verfasser zur Verantwortung zu ziehen. Das ist bei der Unmenge schlicht unmöglich. Aber die Polizei kann die Sinne der Nutzer schärfen. Dabei ist auch ein Blick über die Landesgrenzen hinweg hilfreich: Bei der Polizei Oberbayern Süd hat die Polizeistation in Rosenheim für Aufsehen gesorgt, als die Beamten eine Falschmeldung recht spektakulär in das Reich der Fabeln verwiesen. Eine Frau hatte in einem Facebook-Post davon berichtet, dass ein kleines Mädchen von einem Flüchtling vergewaltigt worden sei und das Personal des Krankenhauses, in dem das vermeintliche Opfer versorgt wurde, per Anweisung von der Klinikleitung verpflichtet wurde, über diesen Fall zu schweigen. Die Rosenheim- Cops, so werden sie jetzt von ihren Kollegen genannt, haben den kompletten Post auf ihrer Seite veröffentlicht — mit dem deutlichen Hinweis, dass es sich um eine Falschmeldung handele (siehe Seite 1). Diese Aktion wurde von vielen Nutzern geteilt — und hat damit ihren Zweck erfüllt.

Bleibt der strafrechtliche Aspekt. Die Polizei wird in Zukunft stärker auf Anschuldigungen, Verleumdungen und Volksverhetzung im Internet achten. Einige Verfasser werden sie in Zukunft mit Sicherheit aufspüren. Wenn es sich herumspricht, dass man nicht jeden Inhalt ohne Konsequenzen teilen darf, wäre das ein Schritt in die richtige Richtung. Wie das gelingen kann, ist Sache der Polizei. Man muss den Beteiligten Erfolg wünschen.