Meinung Nichtstun kostet mehr

Meinung · Am Ende hat es nicht geklappt mit der schönen Einstimmigkeit. Das historische Signal, bis 2050 der erste klimaneutrale Wirtschaftsraum der Erde zu werden, geht vom jüngsten EU-Gipfel nicht so richtig aus.

Bergbaumaschinen stehen im Tagebau Garzweiler. Um das Klima zu schützen, ist der Ausstieg aus der Kohleverstromung unverzichtbar.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Polen können oder wollen nicht. Andere werden sich daran noch ein Beispiel nehmen, insbesondere die Kohleländer Ungarn, Tschechien und Estland. Für sie ist es besonders schwierig, ihre Wirtschaft so umzubauen, dass eine CO2-Neutralität tatsächlich erreicht wird. Da steht der Gemeinschaft noch ein munteres Hauen und Stechen um Ausnahmen und Übergangsfristen ins Haus.

Das ändert aber nichts daran, dass EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen recht hat. Sie will, dass Europa beim Klimaschutz eine führende Rolle spielt. Nachhaltiges Wirtschaften, der Umbau der Industrie hin zu CO2-freier Fertigung, die Steigerung der Energie-Effizienz, der Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen – das alles bietet ein riesiges Potenzial für Innovation und Wachstum. Europa kann zum Vorreiter werden, wenn es um saubere Produkte und das Schonen von Ressourcen geht.

Damit das klappt, dürfen die Bedenkenträger in Polen und anderswo aber nicht den Takt vorgeben. Dann besser eine kleinere EU. Die Politik muss Unternehmen und Verbrauchern einen Rahmen vorgeben, der in kleinen, aber verlässlichen Schritten den CO2-Aus­stoß bis auf Null mindert. Das wird unser aller Leben verändern. Wir werden anders essen, anders arbeiten, anders reisen. Dieser Umbau kostet Hunderte Milliarden. Aber Nichtstun kostet mehr. Bislang ist diese Botschaft in den Köpfen noch nicht angekommen. Alle wollen Klimaschutz, aber möglichst nicht im eigenen Leben. Windräder? Toll, aber nicht bei mir. Sparsame Kleinwagen? Prima, aber ich fahre SUV. Weniger fliegen? Gute Idee, aber das sollen doch die anderen machen. So wird das nichts.