Wasserwirtschaft in Neuss Klärwerk: Umbau kostet mehrere Millionen
Weckhoven. · Neue Grenzwerte für Phosphor machen große Investitionen in die Anlage nötig.
Die Erft wird in Zukunft weniger Wasser führen, weil zur Trockenlegung der Braunkohlegruben immer weniger Sümpfungswasser in den Fluss gepumpt werden muss. Darauf müssen sich nicht nur die Wassersportler auf der Erft einstellen, sondern auch die Infrastruktur Neuss (ISN). Denn weil weniger Wasser auch weniger Verdünnung heißt, muss die ehemalige Stadtentwässerung Millionen in Umbau und Erweiterung des Klärwerks Neuss-Süd in Weckhoven investieren.
Eine Million Euro steht für das kommende Jahr im Wirtschaftsplan des Unternehmens, der am Montagabend vom Verwaltungsrat gebilligt wurde, insgesamt kann der Kapitalbedarf 17,5 Millionen Euro erreichen. Größter Posten dabei ist die mögliche Erweiterung der Klärtechnik um eine vierte Reinigungsstufe für die Spurenstoffeliminiation, die laut Wirtschaftsplan alleine 10,5 Millionen verschlingen würde – über deren Notwendigkeit aber noch nicht entschieden ist. Viel Geld, um vor allem einen unsichtbaren Stoff auszufiltern: Phosphor.
Die Ausbaugenehmigung
liegt wohl Anfang 2021 vor
Phosphor kommt vor allem über menschliche Ausscheidungen ins Schmutzwasser und damit in das Klärwerk, wo an trockenen Tagen 11 500 Kubikmeter Schmutzwasser umgewälzt und aufbereitet werden. Was die Anlage am Ende in Richtung Erft entlässt, darf derzeit noch zwei Milligramm von diesem Element pro Liter Wasser mitführen. Doch die Berechtigung dazu erlischt mit der aktuellen wasserechtlichen Erlaubnis Ende 2021. Gegenüber der ISN hat die Bezirksregierung den klaren Willen artikuliert, danach nur noch einen Phosphat-Grenzwert von 0,5 Milligramm pro Liter zu akzeptieren und im Jahresmittel sogar eine Phosphatbelastung von unter 0,2 Milligramm anzustreben. Darauf muss die Anlagentechnik ausgerichtet werden, damit die Phosphor-Grenzwerte in einer schmaleren Erft nicht ansteigen. „Phosphor“, erklärt Alexandra Hartig als Sprecherin von ISN, hat eine Düngewirkung, die das Wachstum von Algen und anderen Pflanzen im Wasser unkontrolliert fördert.“ Da die Zersetzungsprozesse dieser Pflanzen zur Absenkung der Sauerstoffkonzentration im Wasser führen, könne das andere Wasserorganismen schädigen, erklärt sie die Konsequenz.
Der Klärwerk-Umbau beschäftigt den ISN-Verwaltungrat schon seit 2017, trotzdem wird das von der Bezirksregierung vorgegebene Zeitziel nicht zu halten sein. Über ein Wettbewerbsverfahren mit sechs Teilnehmern wurde jetzt ein Büro gefunden, das aktuell mit der Objektplanung beauftragt ist – inklusive der vierten Reinigungsstufe, die im ISN-Wirtschaftsplan auch schon eingepreist ist. Mit einer Ausbaugenehmigung durch die Bezirksregierung kann daher erst Anfang 2021 gerechnet werden, heißt es von der Stadtentwässerung. Weil mit zwei- bis zweieinhalb Jahren Bauzeit zu rechnen ist und damit die Anlage nie Ende 2021 fertig sein kann, soll bei der Bezirksregierung eine Verlängerung des Wasserrechtes auf Basis der alten Grenzwerte beantragt werden.
Ist eine vierte Reinigungsstufe nicht erforderlich, reduzieren sich die Baukosten auf etwa 4,7 Millionen - plus eine Million für ein Blockheizkraftwerk als Notstromanlage. Dafür werden unter anderem die beiden biologischen Behandlungsbecken und ein drittes Nachklärbecken neu gebaut.