Griechenland: Erst helfen, dann Konsequenzen ziehen
Unsere Freunde in Griechenland haben über ihre Verhältnisse gelebt und die Staatengemeinschaft der Euro-Zone mit gefälschten Daten über den wahren Zustand ihrer Finanzen getäuscht. Da fragen wir uns zu Recht: Muss Europa, müssen wir Deutschen jetzt bluten, um den selbst verschuldeten Staatsbankrott der Hellenen abzuwenden?
Die Gegenfrage lautet: Was wäre die Alternative? Und die Antwort: Der Bankrott würde auch Länder wie unseres treffen, bei denen Griechenland verschuldet ist. Das Fundament der Euro-Zone steht auf dem Spiel. Wir haben keine andere Wahl, als den Griechen unter die Arme zu greifen - gemeinsam und sofort. Danach wird dann über Schuld und Konsequenzen zu reden sein.
Bundeskanzlerin Merkel hat bis zuletzt darauf bestanden, dass die Griechen zuerst selbst den Gürtel enger schnallen müssen, bevor sie Nachbarschafts- und Weltbankhilfe erwarten dürfen. Gestern hat Athens Premier Papandreou seine Spar-Liste vorgelegt, nach der die Griechen bis 2013 stolze 30 Milliarden Euro zusammenkratzen sollen.
Das geht nicht ohne Schmerzen ab. Allerdings auf zuweilen hohem Niveau, wenn man bedenkt, dass griechische Staatsbedienstete schon vor Erreichen des 50. Lebensjahres in Pension gehen können und Bonus-Zahlungen bekommen, wenn sie nur pünktlich am Arbeitsplatz erscheinen.
Dass sich deutsche Banken und Versicherer mit einem Solidaritätsbeitrag an der Griechenland-Rettung beteiligen, ist nicht nur recht, sondern auch relativ billig. Immerhin haben etliche von ihnen an den Finanzmärkten gegen Griechenland spekuliert und dabei gut verdient.
Dass ganz schlaue deutsche Unternehmen nun vorschlagen, mit den Berliner Kreditbürgschaften zunächst einmal Forderungen der deutschen Wirtschaft an Athen auszugleichen, klingt wie ein Scherz in einer Situation, in der man keine Scherze mehr macht.
Wenn es wirklich gelingt, die Griechen-Krise einzudämmen und eine vergleichbare Krise anderer südeuropäischer Länder nicht aufkommen zu lassen, spätestens dann stellt sich die Frage, was die Euro-Gemeinschaft am Ende gelernt hat. Zumindest eins ist klar geworden: dass die Maastricht-Verträge nur dann funktionieren können, wenn alle Vertragspartner ständig und penetrant überprüft werden.