Große Aufgaben für Merkel und Hollande
50 Jahre deutsch-französische Freundschaft
Erst die Schlacht von Verdun zwischen Frankreich und Deutschland, eines der blutigsten Kapitel des Ersten Weltkrieges. Dann die Besetzung großer Teile Frankreichs durch Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Nachdem die Welt 1945 dem nationalsozialistischen Größenwahn, der Millionen Menschen das Leben gekostet hatte, ein Ende machen konnte, gab es zwischen Deutschland und Frankreich keine Gemeinsamkeiten. Nur Hass und allzu häufig den Gedanken an Vergeltung.
Doch 17 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges stellten Charles de Gaulle und Konrad Adenauer die Uhren neu. Aus Gegner und Feinden sollten Partner und Freunde werden. Und wie so häufig zählte auch hier, was auch für das Leben jenseits von Politik gilt: Erst die enge persönliche Beziehung zwischen de Gaulle und Adenauer hat die deutsch-französische Versöhnung möglich gemacht.
50 Jahre danach stehen der französische Staatspräsident François Hollande und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel vor ganz anderen Aufgaben. Sie müssen längst nicht mehr dazu beitragen, die Gräben zwischen den ehemaligen Erzfeinden Deutschland und Frankreich zuzuschütten.
Doch wie bei de Gaulle und Adenauer würde es Hollande und Merkel helfen, über Vertrauen in ihrem persönlichen Kontakt die europäische Krise der Gegenwart zu meistern. Ein geeintes, freies und krisenfestes Europa wird es nur geben, wenn Deutschland und Frankreich als die zwei stärksten Volkswirtschaften gemeinsam und möglichst im Gleichtakt vorangehen.
Merkel hat ihren vertrauten Partner Nicolas Sarkozy verloren. Jetzt muss die Kanzlerin mit Hollande zurechtkommen. Und er mit ihr. Merkel lehnt Eurobonds ab, weil sie aus ihrer Sicht der Eintritt in eine Schulden- und Haftungsunion wären. Hollande ist für Eurobonds. Dabei ist der Franzose nicht ohne Alternativen. Er kann sich in Italien und Spanien neue Verbündete suchen. Und wenn nicht alles täuscht, ist er bereits dabei.
Doch die deutsch-französische Achse ist zu wichtig für Europa. Auch 50 Jahre nach der Versöhnung in Reims gilt: Deutschland und Frankreich brauchen sich. Es geht um mehr: Es geht um den Euro und um Europa.