Meinung Homo-Ehe - Der Widerstand in der katholischen Kirche
Bei der Diskussion um die Ehe für alle entwickelte sich vor der Bundestagswahl aus einer Interviewäußerung von Bundeskanzlerin Angela Merkel heraus plötzlich eine Eigendynamik, an deren Ende ein überraschend schnelles Gesetzesverfahren stand.
Seit Oktober können auch gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland die Ehe schließen. Wer im Kielwasser dieser Entscheidung jetzt eine ähnliche Eigendynamik innerhalb der katholischen Kirche erwartet, unterschätzt die Beharrungskräfte, die in der Bischofskonferenz wirken.
Zwar stehen mit dem Vorsitzenden Kardinal Reinhard Marx und seinem Stellvertreter, Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode, die Spitzen der Bischofskonferenz für die Suche nach Wegen zur Segnung homosexueller Paare. Aber der Widerstand aus Baden-Württemberg ist groß.
Dabei geht es gar nicht um eine kirchliche Gleichstellung der Homo-Ehe analog zur staatlichen. Das Sakrament der Ehe ist nach katholischem Verständnis allein Mann und Frau vorbehalten. Aber selbst der von Marx angedeutete Kompromiss, den Priestern vor Ort die Einzelfallprüfung für eine Segensfeier zu überlassen, geht den Hardlinern schon zu weit. Da die Bischofskonferenz aber in so grundlegenden Fragen an Einstimmigkeit gebunden ist, kann schon die Blockadehaltung einer Minderheit jede Bewegung stoppen. Vermutlich schon allein deshalb hat es das Thema gar nicht auf die Tagesordnung der Frühjahrs-Vollversammlung geschafft. Stattdessen soll es eine interne Kommission zunächst „vorbereiten“.
Damit setzt sich die katholische Kirche vorerst weiter dem Vorwurf aus, bei gleichgeschlechtlichen Beziehungen eher an Sünde als an eine gottgegebene Form der Liebe zu denken, die kirchlichen Segen verdient. Das enttäuscht nicht nur diejenigen, die gesegnet werden wollen, sondern auch alle, die von ihrer Kirche die Bereitschaft dazu erwarten. Der Druck auf die deutschen Bischöfe wird nicht geringer werden.