Kommentar Den Bogen nicht überspannen

Meinung | Berlin · Ein Streik wird aus gewerkschaftlicher Sicht erst dann zum Streik, wenn er richtig weh tut. So gesehen ist die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo bereits sehr erfolgreich.

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Vom Ausstand des Kabinenpersonals bei der Lufthansa sind mindestens 180.000 Passagiere betroffen. Und es könnten noch deutlich mehr werden, denn die Spartengewerkschaft droht mit weiteren Arbeitskämpfen.

Dabei geht es offenbar gar nicht in erster Linie um höhere Spesen oder Zulagen, sondern um eine Machtprobe. Denn wegen interner Querelen bis hin zu Korruptionsvorwürfen hat Lufthansa der kleinen Gewerkschaft schlicht die Verhandlungsfähigkeit abgesprochen – und damit viel Zeit vertrödelt. Erst nachdem Gerichte den Streik für rechtmäßig befanden, änderte sich für die Lufthansa die Gefechtslage. Ufo wiederum ist nach dem juristischen Sieg drauf und dran, den Bogen zu überspannen. Der Kranich-Linie mit „Hungerspielen“ zu drohen, macht eine Einigung jedenfalls nicht leichter.

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Gut immerhin, dass man überhaupt wieder miteinander reden will. Auch weil die Geduld geschädigter Passagiere ihre Grenzen hat. Noch hat die Lufthansa einen guten Ruf. Noch vertrauen sich ihr viele Menschen gern an und sind dafür auch bereit, tiefer in die Tasche zu greifen. Im Gegensatz zum Bahn-Monopolisten ist die Lufthansa jedoch einem harten Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Billig-Airlines setzen ihr mit einem umfangreichen Strecken-Angebot auch in Deutschland zu. Sollte sich der Streik tatsächlich länger hinziehen, könnte die Stimmung kippen. Die Kunden weichen dann eben auf andere Anbieter aus. Daran kann auch Ufo kein Interesse haben. Denn bei einer anhaltenden finanziellen Durstrecke der Lufthansa würden am Ende auch ihre Beschäftigten leiden.

Bei den eigentlichen Tarifforderungen sind die Gräben sicher überwindbar. Das könnte ein Hoffnungszeichen sein.