Lebensversicherungen: Nicht nur ein Geschenk für die Branche
Warum der Staat sich in die Versicherungsverträge einmischt
Dass die Schuldenkrise auch die Lebensversicherer trifft, ist nur logisch. Sie haben keine andere Wahl, als das von den Versicherten eingezahlte Geld zu den aktuell niedrigen Zinsen anzulegen. Gleichzeitig müssen sie die gegenüber ihren Kunden fällig werdenden Ansprüche erfüllen, die aus rosigeren Zeiten mit höherem Garantiezins resultieren. Das kann nur so lange gutgehen, wie die Vermögenspolster der Unternehmen ausreichen.
Auch Versicherer können auf längere Sicht bei weiter andauernder Niedrigzinsphase ins Wanken geraten. Da überrascht es nicht, dass der Staat der Branche — wie zuvor schon den Banken — zur Seite springt. Immerhin wird in diesem Fall nicht mit Steuergeld gebürgt, sondern es geht nur um eine Regelung, die den Staat selbst nichts kostet.
Wohl aber mischt er sich massiv ein. Er sichert den Verbleib von Geld in den Kassen der Versicherer zu, das sie andernfalls an ihre Kundschaft ausschütten müssten. Auf den ersten Blick führt das zu Verunsicherung, die auch der Branche selbst nicht behagen dürfte. Das Vertrauen in das Produkt Lebensversicherung leidet, wenn die Ablaufleistung zusammengestrichen wird. Generell lässt sich auch fragen: Wie kommt der Staat dazu, in laufende Vertragsverhältnisse einzugreifen? Einfach so den Versicherungsnehmern etwas zu nehmen und es den Unternehmen zu geben?
Doch die Gleichung ist komplizierter. Denn wenn Versicherungsnehmer wie bisher bei Ablauf ihrer Police von hohen Bewertungsreserven profitieren würden, so hieße das, dass alle anderen, deren Policen später fällig werden, sich einen kleiner werdenden Kuchen teilen müssten. Da geht es um Gerechtigkeit für die Gesamtheit der Versicherungskundschaft. Und: Der staatliche Eingriff lässt sich auch als ein Pflock verstehen, der eingeschlagen wird, um einer verunsicherten Branche mehr Sicherheit zu geben. Eine Sicherheit, von der nicht nur die Versicherer profitiert. Sondern die auch den Kunden nützt. Allein 93 Millionen Lebensversicherungen haben die Deutschen. Ob man das nun als gute Geldanlage ansieht oder nicht — Tatsache ist, dass die Menschen ihre finanzielle Sicherheit und ihre Altersvorsorge stark auf dieses Produkt stützen. Wird es wetterfester gemacht, kommt das auch ihnen zugute.