Meinung Nuklearmacht Nordkorea: Nur Reden ist eine Option
Lange galt Nordkorea als Krise, die zwar nie verschwindet, aber eben auch nicht eskaliert. Leider sieht es in jüngster Zeit so aus, als sei der Weltfrieden tatsächlich in Gefahr. Diktator Kim Jong Un scheint mit seinen Raketen- und Bombentests bereit, alle rote Linien zu überschreiten.
Und sein wichtigster Gegenspieler, US-Präsident Donald Trump, ist bisher durch alles Mögliche aufgefallen, nur nicht durch Besonnenheit. Zwei impulsive, von ihrer Machtfülle berauschte Oberbefehlshaber prallen aufeinander. Insofern birgt diese Krise tatsächlich das Potenzial zur Katastrophe.
Was könnte helfen? Die USA rufen nach verschärften Sanktionen und fordern ein Ölembargo. Nordkorea droht für diesen Fall mit Gegenmaßnahmen. Entscheidend ist, wie China sich verhält. Seit einiger Zeit stimmt die Regierung in Peking den UN-Sanktionen gegen Pjöngjang nicht nur zu, sondern setzt sie auch durch. China will (wie auch Russland) aber nicht soweit gehen, die Ölzufuhr zu stoppen. Damit käme die Wirtschaft Nordkoreas zum Erliegen, das Ende des Regimes wäre über kurz oder lang besiegelt. Kim könnte sich bei einem Ölembargo gezwungen sehen, seine nuklearen Waffen tatsächlich einzusetzen. Oder er verkauft sie für möglichst viel Geld an Terroristen und schickt die Welt damit an den Rand des Abgrunds. Verheerende Aussichten. Vieles spricht also dafür, den Druck auf Kim nicht in diesem Ausmaß, wie Trump es gerne hätte, zu erhöhen.
Die Welt könnte es stattdessen mit Diplomatie versuchen. Angela Merkel hat deutsche Hilfe angeboten und auf die guten Erfahrungen bei den Atomverhandlungen mit dem Iran verwiesen. Recht hat sie, die Kanzlerin. Zwar sind Gespräche mit Nordkorea schon mehrfach gescheitert. Aber die Welt muss akzeptieren, dass das Land zur Nuklearmacht aufgestiegen ist. Wie zuvor schon China, Indien, Israel oder Pakistan. Es kann keine Option mehr sein, Pjöngjang nur mit Sanktionen zur Vernunft bringen zu wollen. Dafür sind jene Machtmittel, die Kim offenkundig in Händen hält, zu gewaltig. Es wäre also hilfreich, wenn Trump die Tür für Gespräche auf Augenhöhe öffnen würde. Dazu müsste er allerdings über seinen riesigen Schatten springen. Im Grunde dient das ganze Atomprogramm Nordkoreas nur dem Ziel, vom Rest der Welt ernst genommen zu werden. Die Welt sollte dem Diktator diesen Gefallen tun und mit ihm über die Bedingungen eines friedlichen Miteinanders reden.