Meinung Geschröpfte Stromkunden müssen sich selbst helfen
Meinung · Er steigt und steigt und steigt – der Strompreis. Deutlich mehr als 30 Cent je Kilowattstunde zahlen Privathaushalte hierzulande im Schnitt. Ähnlich heftig werden in Europa nur die Dänen zur Kasse gebeten.
Für das viele Geld bekommen wir aber auch eine gelungene Energiewende – oder etwa nicht? Mehr als 40 Prozent beträgt inzwischen der Anteil des Ökostroms. Trotzdem erreicht Deutschland seine Klimaziele nicht. Wie kann das sein? Einfache Antwort: Weil es mit der CO2-Reduktion beim Verkehr, Landwirtschaft und Wohnen nicht klappt. Und weil beim Strom die Kohle immer noch eine große Rolle spielt.
Da es ein Überangebot an Strom gibt, müssten die Preise eigentlich fallen. Aber die Gesetze des Marktes gelten nicht. Erneuerbare haben Vorfahrt bei der Einspeisung ins Netz. Und je weniger Strom im freien Handel kostet, umso stärker wird der grüne Strom über die EEG-Umlage subventioniert. Weitere Milliarden fließen also in den Ökostrom, obwohl es möglich wäre, die Erneuerbaren stärker dem Wettbewerb auszusetzen. Notwendig wäre zudem ein deutlich höherer CO2-Preis, als dies im Klimapaket vorgesehen ist. Die Bereiche Verkehr, Landwirtschaft, Wohnen und Energie würden dann mehr für CO2-Emissionen zahlen, der Strompreis könnte sinken.
Da das allerdings von der Politik nicht zu erwarten ist, bleibt den geschröpften Stromkunden nur der Weg zur Selbsthilfe: Der Wechsel des Anbieters kann einige hundert Euro im Jahr bringen. Vergleichsportale wie Verivox oder Check 24 helfen dabei. Obwohl sie ihre Dienste kostenlos anbieten, handelt es sich um Unternehmen, die im Wettbewerb miteinander stehen und sich durch Provisionen und Werbung finanzieren. Also Vorsicht: Finger weg von Angeboten, die nur gegen Vorkasse gewährt werden. Bei einer Pleite ist das Geld weg. Auch Bonuszahlungen können zur Falle werden, wenn der Kunde bald wieder wechseln möchte.