Kommentar Das Problem des DFB
Meinung | Düsseldorf · Die EM-Qualifikation ist geschafft, das letzte Spiel am Abend in Frankfurt gegen Nordirland hat den vorläufigen Schlusspunkt gesetzt unter eine ambivalente Zeit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft seit der verkorksten Fußball-WM 2018.
Es ist eine Zeit des einer- und des andererseits. Eineinhalb Jahre nach dem Debakel steht die deutsche Mannschaft, die einmal das personifizierte Lagerfeuer der Deutschen war – um das sich die Menschen versammelten, über das sie sprachen, das kaum jemandem egal war –, fußballerisch mit guten Perspektiven da. Aber die Stimmung um die jungen Edelkicker des DFB scheint so schlecht zu sein wie selten zuvor.
Dieser Fußballfrust, der sich etwa in nicht mehr ausverkauften Stadien ohne Stimmung und Negativkommentaren im Netz manifestiert, erinnert an Zeiten unter Stielike oder Ribbeck, als die deutschen Fußballer keine Feinfüße, sondern oft Rumpelfußballer waren. Als Ramelow und Hamann das Mittelfeld beackerten und die Deutschen belächelt wurden. Davon ist die heutige Generation entfernt. Aber Begeisterung kommt trotzdem selten auf.
Das hat andere Gründe als Anfang des Jahrtausends: Der DFB macht Fehler in seiner Nahbarkeit. Er muss runter vom Ross, das er spätestens 2014 mit dem WM-Titel bestiegen und nicht mehr verlassen hat. Muss erkennen, dass er um Liebe buhlen und nicht nur mehr abschöpfen muss. Und: Der DFB sollte Vorbild sein im Kampf gegen Kommerz, der so viele Fans umtreibt – und nicht noch selbst nach ultimativer Vermarktung streben. Zur Wahrheit gehört aber auch: Unsere Gesellschaft ist nicht mehr ausgerichtet auf die großen Lagerfeuer. Es lodern überall kleine Feuerchen: andere Angebote, digitale Verlockungen, überhaupt mehr Individualismus – der allenfalls noch für einen Höhepunkt wie eine Weltmeisterschaft reicht. Aber nicht für mehr.