Meinung Stuttgart 21, Elbphilharmonie, BER - Deutsche Milliardengräber
Inzwischen kann man ja fast schon sagen: typisch deutsch. Der niemals fertig werdende Berliner Hauptstadtflughafen ist zu einem Milliardengrab geworden. Für die Hamburger Elbphilharmonie mussten deutlich mehr Mittel ausgegeben werden als anfangs veranschlagt.
Und nun kostet das ohnehin extrem umstrittene Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 noch einmal rund eine Milliarde Euro mehr. Später fertig wird es — natürlich — auch noch.
„Made in Germany“ scheint eine andere, kaum noch positive Bedeutung bekommen zu haben. Zumal die drei genannten Top-Projekte auch nur die Spitze des Eisbergs sind; es sind die, die zuletzt in der Öffentlichkeit heiß diskutiert wurden oder noch werden. Aber in fast jeder Kommune in Deutschland finden sich mittlerweile Vorhaben, die den Kostenrahmen oder die Planungszeit sprengen.
Der Grund dafür ist nicht nur, dass die deutsche Ingenieurskunst offenbar deutlich an Glanz verloren hat, dass Pünktlichkeit und Solidität bei Bau und Planung längst nicht mehr einen so hohen Stellenwert genießen wie noch vor Jahrzehnten. Vor allem sind der Bürokratismus und die damit einhergehenden, quälend langen Planungsverfahren der Quell allen Übels. Da muss die nächste Bundesregierung schleunigst ran.
Speziell bei Stuttgart 21 kommt aber noch etwas hinzu: Kein anderes Prestigeprojekt ist wohl so umkämpft gewesen — zu teuer, unnütz, unzumutbare Eingriffe ins Stadtbild. Das waren die Argumente der vielen Gegner, die zum Teil im wahrsten Sinne des Wortes von der damaligen Landesregierung weggeknüppelt wurden. Sogar ein öffentlich geführter Schlichtungsprozess unter der Leitung von Heiner Geißler wurde auf dem Höhepunkt der Proteste installiert, etwas völlig Neues in der Geschichte der Bundesrepublik. Dadurch gab es damals eine Art Befriedung. Doch die könnte mit den neuesten Nachrichten von der Bahn-Baustelle nun wieder in Frage stehen.