Thyssen-Krupp: Krefeld muss nicht der Verlierer sein
Thyssen-Krupp trennt sich von seiner Edelstahlsparte
Für die Aktionäre von Thyssen-Krupp war Dienstag ein guter Tag. 2,6 Prozent legte das Papier zu und setzte sich damit an die Spitze der Gewinner im Dax. Die Anleger honorieren, dass Konzernchef Heinrich Hiesinger ernst macht. Der ehemalige Siemens-Manager hatte im vergangenen Jahr angekündigt, Thyssen-Krupp konsequent neu auszurichten: weg vom Stahl, hin zum Technologiegeschäft. Mit Aufzügen, Maschinen und U-Booten will der neue Macher künftig Geld verdienen.
Dass er nicht aus einer Position der Stärke agiert, verdankt Hiesinger seinem glücklosen Vorgänger Ekkehard Schulz. Der hatte ohne Wenn und Aber am Bau von Stahlwerken in Brasilien und Nordamerika festgehalten. Letztlich musste Thyssen-Krupp zehn Milliarden Euro zahlen — ein Vielfaches der geplanten Summe. Der Essener Konzern ist so klamm, dass auch nach dem Verkauf der Edelstahlsparte Schulden bleiben. Das Geschäft mit den Finnen markiert also nicht das Ende, sondern den Anfang des schwierigen Umbaus. Ob der Aktienkurs weiter steigt, darf durchaus bezweifelt werden.
Und die Arbeitnehmer? Obwohl es im Zuge des Verkaufs an das finnische Unternehmen Outokumpu bis Ende 2015 keine betriebsbedingten Kündigungen geben darf, hat Dienstag niemand gejubelt. Vor allem in Krefeld nicht. Der Stahlstandort im Süden der Stadt existiert seit mehr als 100 Jahren. Und niemand kann sicher sein, dass mit der Übernahme durch den Konkurrenten aus dem Norden nicht der Anfang vom Ende begonnen hat. Zu hart wird auf dem Edelstahlmarkt gekämpft. Seit vielen Jahren gibt es Überkapazitäten, die die Preise verderben. Ohne Einschnitte geht es nicht.
Klar ist, dass Krefeld bis Ende 2013 etwa 500 von 2100 Stellen verliert, weil die Gießerei dicht macht. Klar ist aber auch, dass die geplanten Investitionen kommen werden. 270 Millionen Euro sind zugesagt. Wie geplant wird das Werk in Düsseldorf-Benrath zugunsten von Krefeld geschlossen. Die Chance, sich als Forschungszentrum für Kaltwalzprodukte unentbehrlich zu machen, ist gegeben. Vielleicht erweist es sich letztlich als Segen, nicht mehr von einem wankelmütigen Mischkonzern aus Essen gesteuert zu werden, sondern Teil des größten Edelstahlproduzenten Europas zu sein.