Meinung Warten auf den Pflege-TÜV - Patientenschützer schlagen Alarm
Jahr für Jahr kommen einige 100.000 Menschen in die ungewöhnliche Situation, für ihre Angehörigen oder für sich selbst ein geeignetes Pflegeheim oder einen ambulanten Pflegedienst finden zu müssen.
Die allermeisten sind damit überfordert. Denn einem Heim sieht man nicht auf den ersten Blick an, ob es gut oder schlecht ist, ob die zu Pflegenden sich dort wohlfühlen oder nicht.
Vor diesem Hintergrund wurde bereits vor acht Jahren der sogenannte Pflege-TÜV eingeführt. Doch dieses System hat gründlich versagt. Selbst Einrichtungen, die eigentlich geschlossen gehören, bekamen vom Medizinischen Dienst der Kassen noch gute Noten. Und so war es nur folgerichtig, dass diese völlig praxisfremde Bewertung im Jahr 2015 gestoppt wurde. Seitdem herrscht jedoch Schweigen im Walde. Schlimmer noch, die von der Bundesregierung ohnehin großzügig bemessene Übergangsfrist bis zur Einführung eines tauglichen Begutachtungswesens droht wirkungslos zu verstreichen. Dabei bedarf es eigentlich keiner hoch angebundenen Expertenkommission, um herauszufinden, woran die vormalige Bewertung krankt. Wenn sich Heimbewohner wundliegen oder Windeln tragen müssen, weil es an entsprechender Fürsorge fehlt, aber dieses Heim trotzdem gut abschneidet, weil seine Speisekarte vorbildlich ist oder der Garten bestens in Schuss, dann wird der Handlungsbedarf offensichtlich: Die wirklich entscheidenden Kriterien für die Qualität der Pflege müssen auch entsprechend stark gewichtet werden. Nur dann gäbe es auch keine Schönfärberei mehr.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz befürchtet freilich nicht zu Unrecht, dass daraus trotzdem kaum etwas Vernünftiges werden kann. Denn wenn auch Pflegeanbieter, deren Einrichtungen geprüft werden sollen, über das Ergebnis selbst mit entscheiden, dann ist das ungefähr so, als hätten Schüler ein gewichtiges Wort bei der Benotung durch ihre Lehrer mitzureden. Eine neue Bundesregierung ist aufgefordert, für einen Pflege-TÜV zu sorgen, der endlich diesen Namen verdient.