Meinung Was VW lernen muss
Abgas-Skandal, Diesel-Krise? War da was? Scheinbar nicht. Der VW-Konzern hat 2017 so viele Autos verkauft wie nie zuvor. Der Umsatz bewegt sich auf Rekordhoch, der Nettogewinn konnte mit 11,4 Milliarden Euro mehr als verdoppelt werden.
Da passt es prima ins Bild, dass Konzernchef Matthias Müller beim Gehalt um fast 40 Prozent auf gut zehn Millionen Euro zulegen kann. Alles bestens, nicht wahr?
Nein, nicht alles. Ein Unternehmen ist nicht nur dazu da, möglichst viel Profit zu machen. Es hat auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Das gehört zum Wesen unseres Wirtschaftssystems, der Sozialen Marktwirtschaft. VW verdient auch deshalb so viel Geld, weil die Kunden des Konzerns außerhalb der USA für den Wertverlust ihrer manipulierten Dieselautos nicht entschädigt werden. Und weil sich VW bisher geweigert hat, auch nur einen Teil der Kosten für die Hardware-Nachrüstung der schmutzigen Diesel zu übernehmen. Ein paar Millionen für weitgehend wirkungslose Software-Updates müssen reichen. Rechtlich kann sich VW auf diese Position zurückziehen, moralisch ist das eine Bankrotterklärung. Hoffentlich gelingt es der neuen Bundesregierung, VW und die anderen Autobauer jenseits juristischer Verpflichtungen davon zu überzeugen, dass sie fünf Milliarden Euro in einen Nachrüstungsfonds einzahlen. Es wäre ein Zeichen, dass es hierzulande noch gerecht zugeht.
Und es wäre ein guter Start für Herbert Diess, der Matthias Müller an der Spitze des Konzerns ablösen soll. Reichlich unbeholfen hat VW den Wechsel angedeutet, ohne ihn zu bestätigen. Diess muss den Wandel Richtung Elektroautos, autonomem Fahren und neuen Mobilitätsdiensten forcieren. Gleichzeitig gilt es, Verbrennungsmotoren sauberer zu machen, denn sie werden noch viele Jahre gebraucht. Nach Meinung der maßgeblichen Eigentümer-Familien Porsche und Piëch ist Müller dafür nicht der richtige Mann. Wir werden sehen.