Meinung Weltfrauentag: Nein, es reicht noch nicht
Am Donnerstag ist Weltfrauentag. Traditionell ein Anlass, um über Frauenrechte, um über Diskriminierung und Sexismus zu sprechen. Nicht nur dank der #metoo-Debatte sind diese Themen in den vergangenen Monaten allerdings häufiger als bisher in den Medien präsent.
Manch einer ist gar genervt von der anhaltenden Diskussion — reicht es nicht langsam? Sind Frauen in Deutschland nicht längst gleichberechtigt?
Mal ein paar Zahlen: Deutschland liegt zwar laut des Global Gender Gap Reports von 2016 im Vergleich mit 144 Ländern immerhin auf Platz 13, die Lücke zur allgemeinen Gleichstellung der Geschlechter ist jedoch erst zu 76 Prozent geschlossen. Alltagssexismus, Ungleichheit bei den Gehältern, Doppelbelastung, das Zurückfallen in tradierte Rollenbilder bei der Familiengründung und die Darstellung von Frauen in der Werbung sind nur einige der heutigen Baustellen auf dem Weg zu einer gleichberechtigten Gesellschaft. Wir sind noch lange nicht am Ziel.
Für die Deutschen ist besonders die ungleiche Bezahlung eines der größten Probleme der Frauen. Die Gründe für die sogenannte Gender Pay Gap sind vielschichtig. Die Doppelbelastung von Job und Familie ist da nur ein Faktor, mit dem ein Großteil der Frauen sich auseinandersetzen muss. Private Pflegearbeit schluckt viel Zeit und wird nicht bezahlt — aber auch die Berufspflege wird schließlich nicht angemessen entlohnt. Ebenso sind flexible Teilzeitstellen für Alleinerziehende in unserem starren Arbeitssystem schwer zu finden.
Zwar ist der Anteil von Frauen in Führungspositionen seit 2009 gewachsen. Insgesamt ist die Anzahl von Frauen in der Geschäftsleitung aber immer noch verschwindend gering. Das Karrierenetzwerk LinkedIn sagt nach einer eigenen Datenanalyse gar, dass die Gender Gap in den hiesigen Chefetagen sich erst 2058 schließen wird.
Und dabei ist der größere Teil der Bevölkerung unseres Landes weiblich. 51 Prozent der insgesamt 82,5 Millionen Menschen, die Ende 2016 in Deutschland lebten, waren Frauen. Neben all den großen und wichtigen Themen ist auch der Vorschlag über eine Anpassung der Nationalhymne („Heimatland“ statt „Vaterland“) doch zumindest eine Diskussion wert. Österreich hat die geschlechtsneutrale Hymne nach einer solchen Debatte umgesetzt — und befindet sich übrigens im Gender Gap Report auf Platz 52.