„Wetten, dass. .?“ — ein Auslauf-Programm

Hape Kerkeling will nicht Gottschalks Nachfolger werden.

Zugegeben: Es gibt wichtigere Dinge als Fernsehunterhaltung: Katastrophen, Krisen, Kriege — jeden Tag. Aber am Samstag, da möchte man mal abspannen. Keine Talkshow mit immer wiederkehrenden Gästen. Kein Krimi, dessen beste Typen in Serie verheizt werden. Keine heile Volksmusik-Welt, in der nicht einmal der Schnee echt ist.

Da nimmt „Wetten, dass..?“ schon eine Ausnahmestellung ein: mit den Überraschungen einer Live-Show und einem Moderator, der sich kleine Anzüglichkeiten und Frechheiten leistet und leisten darf. Einer, der der Fernsehfamilie Gesprächsstoff bietet. Thomas Gottschalk ist eine Ikone des Samstagabends am Bildschirm. War eine Ikone, wird man in Zukunft sagen müssen. Seine Zeit läuft ab. Und mit ihm auch die große Zeit dieses Unterhaltungs-Formats.

Europas populärste Unterhaltungssendung hat ihren Charme verloren. Die Wetten mit geschickten Baggerführern und Kandidaten mit verbundenen Augen — alles dagewesen. Neue, immer gewagtere und gefährlichere Vorführungen — seit dem schrecklichen Live-Unglück des Samuel Koch kein Thema mehr. Und jetzt geht auch noch der schlagfertige Moderator, der auch mal ins Fettnäpfchen tritt, der ewig große Junge, der immerhin inzwischen 61 und Großvater ist. „Wetten, dass..?“ ist ein Auslauf-Programm. Was bleibt, sind übergroße Fußstapfen.

Hape Kerkeling ist gut beraten, dass er der Versuchung widersteht, in Zukunft den Gottschalk zu geben. Wir werden uns weiter über ihn amüsieren — aber auf seine Weise und nicht auf den Schienen eines Zuges, der seit drei Jahrzehnten unterwegs ist.

Die Liste der übrig bleibenden Nachfolge-Kandidaten ist lang, hat aber einen entscheidenden Schwachpunkt: Es steht kein Thomas Gottschalk drauf. Und auf den ist das Konzept nun mal zugeschnitten. Eins zu eins geht nicht — auch nicht mit der höchst talentierten Anke Engelke. Die braucht ihr eigenes Format, etwas Neues, keinen neuen Aufguss.

Die Macher beim ZDF wissen seit gut zehn Monaten, dass die Kombination „Wetten dass..?“ plus Thomas Gottschalk Ende 2011 Geschichte sein wird. Wenn ihnen in der Zwischenzeit nichts besseres eingefallen ist, als ein „Weiter so“ mit einem anderen Gesicht, dann haben sie viel kostbare Zeit verschlafen.