Wälder in Mönchengladbach Borkenkäfer und Pilze auf dem Vormarsch

Sturmtief „Friederike“ und und die Trockenheit haben die Wälder anfällig gemacht.

Ein Borkenkäfer krabbelt über die Unterseite einer Fichtenrinde. Der Schädling tritt in diesem Jahr in Massen auf und frisst sich durch Gladbachs Wälder.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Der heiße Sommer hinterläßt seine Spuren. Zwar schätzen die Menschen sommerliche Temperaturen und sonnige Tage bis in den Herbst, doch die damit verbundene Trockenheit macht der Natur, insbesondere den Bäumen, stark zu schaffen. Nun werden die Schäden augenscheinlich und zeigen eine bedenkliche Zahl an erkrankten Bäumen die dem Wald entnommen werden müssen. Der Mönchengladbacher Förster Werner Stops und der Baumexperte Hanno Müller informieren über die Bedrohungen des Waldbestandes im Stadtgebiet. Denn die einzelnen Baumsorten leiden unter verschiedenen Schädlingen und Pilzen.

Bis zu 60 Prozent der Fichten
und Douglasien geschädigt

Großen Schaden richtet der Borkenkäfer an, der sich in die Rinde des Baumes frißt. Der Bestand an Fichten und Douglasien ist bis zu 60 Prozent von ihm geschädigt oder bereits abgestorben. Im Laufe des Winters müssen diese Bäume gefällt und abtransportiert werden, damit sich die Brut des Schädlings nicht weiter in den Beständen verbreitet. Die Namen der Borkenkäfer, die die Fichten schädigen, sind nach ihrem Brut- bzw. Fraßbild benannt. Der „Buchdrucker“ zeigt ein Fraßbild wie ein aufgeschlagenes Buch, während der „Kupferstecher“ die Baumrinde wie einen Kupferstich aussehen läßt.

Das Ausgangsproblem für diese Situation war der Sturm „Friedericke“ am 18. Januar 2018, der viele Bäume umgerissen hat. „Am Boden liegende Baumstämme und Äste bieten den Schädlingen gute Brutbedingungen,“ erklärt Stops. Ab April wurde es zudem sehr trocken, worunter die Bäume sehr litten, besonders Arten wie die Fichte, die sehr stark mit Wasser versorgt sein müssen. Durch diese Schwächung konnten sich die Bäume nicht ausreichend wehren. Die Folge ist dann das stückweise Absterben der betroffenen Fichten und Douglasien, was jetzt im Herbst sichtbar wird. Die Nadeln sind abgefallen, die Kronen sind abgestorben. Zwar sind nicht alle Bäume befallen, doch ein Großteil des Bestandes muss gefällt werden.

Die Möglichkeit, diesem Käfer durch den Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln, also Insektiziden, auf den Leib zu rücken, wird angesichts der immer weiter sinkenden Zahl von Insekten nicht in Betracht gezogen. Zumal dies auch Nützlinge wie Buntspecht und Meise hart treffen würde. Dagegen können andere Nützlinge, wie der Ameisenbuntkäfer, die Schlupfwespe oder die Erzwespe, den Bestand der Borkenkäfer auf natürlich Weise eindämmen. Doch auch sie sind gegen die durch die Trockenheit entstandene Masse an Borkenkäfern überfordert.

Weitere Waldschäden werden durch Pilze ausgelöst. Anders als bei Schädlingsbefall, ist es äußerlich am Baum schwer zu erkennen, ob dieser von Pilzen befallen ist. Das Myzel breitet sich im Baum aus und schädigt ihn innerlich. Der Fruchtkörper selbst wird oft lediglich im Herbst sichtbar.

Gefahr durch das „Falsche
Weiße Stengelbecherchen“

Weite Teile des Eschenbestandes im Stadtgebiet sind betroffen oder bedroht. Das Eschentriebsterben, das bereits seit 2005 ein europaweites Problem darstellt, wird durch die Pilzart „Das Falsche Weiße Stengelbecherchen“ speziell bei Eschen ausgelöst. Sie stammt ursprünglich aus Ostasien und richtet jährlich ganze Waldbestände in Deutschland zugrunde. Ist ein Baum befallen, gibt es keine Rettung mehr für ihn. Doch einen Lichtblick gibt es: Es werden auch resistente Eschen gefunden, die dann gepflegt und vermehrt werden.

In Mönchengladabach tritt das Eschentriebsterben vermehrt am Schloss Rheydt, im Volksgarten, im Hoppbruch/Trietenbroich und Neuwerk-Donk auf. „Ein Phänomen, das uns leider auch in den nächsten Jahren begleiten wird,“ prognostiziert Stops.

Als Gegenmaßnahme pflanzt die Stadt in Ausgleichspflanzungen und Wiederaufforstungen Bäume in den Waldgebieten und im Stadtgebiet. In diesem Jahr wurden bislang etwa 200 Straßenbäume gepflanzt, 160 weitere sind geplant. Im Forst wurden seit dem Frühjahr 13.700 junge Bäume aufgeforstet. Dazu kommen die auf natürlichem Weg ausgesamten Bäume, die durch sogenannte Bestandspflegemaßnahmen in den Wald integriert werden.