Forschungsprojekt in Neuss gestartet Ein Konzept für die Energiewende
Neuss. · Mit dem Forschungsprojekt „Electric City Neuss“ gestaltet die Stadt mit Partnern die Zukunft der Energieversorgung.
In Neuss wird an der Energieversorgung der Zukunft gearbeitet. Dazu haben die Stadtwerke Neuss mit Partnern wie der Bergischen Universität Wuppertal das Forschungsprojekt „Electric City Neuss“ (Elcin) gestartet. Bis 2021 soll ein umfassendes Quartierskonzept umgesetzt werden. Das heißt: Die mit Blick auf die Versorgung oft isolierten Bereiche Strom, Gas, Mobilität und Wärme werden zusammengeführt und neu gedacht. „Sektorenkopplung“ heißt das im Fachjargon. „Es handelt sich auch um einen lokalen Beitrag, um die Herausforderungen der Energiewende und die klimapolitischen Ziele zu meistern“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Stephan Lommetz.
Zwei Millionen Euro soll das Forschungsprojekt kosten, rund 63 Prozent davon stammen aus Fördermitteln. 920 000 Euro kommen aus dem Fonds für regionale Entwicklung der Europäischen Union, das Land NRW beteiligt sich mit 340 000 Euro. „Was wir in Neuss machen, ist nicht weniger als der Anfang zur Energiewende 2.0“, sagt Markus Zdrallek, Professor an der Bergischen Universität. Dort leitet er den Lehrstuhl für elektrische Energieversorgungstechnik.
Ziel ist die Verbesserung
der Lebensqualität
Der Blick wird bei Elcin geweitet: Neben der Versorgungssicherheit sollen am Ende eine Minderung der Lärm- und CO2-Emissionen sowie eine Verbesserung der Luft- und damit der Lebensqualität stehen. „Zum ersten Mal gehen wir die intelligente sektorenübergreifende Kopplung der Sektoren Strom, Gas, Wärme und Mobilität an, um keine elektrische Energie aus Wind und Sonne im Quartier ungenutzt zu lassen“, erklärt Zdrallek. Mit den Stadtwerken Neuss sollen nicht nur Lösungen entwickelt werden. Sie sollen auch in ausgesuchten Quartieren auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden. Um die Energiewende zu meistern, müssen Veränderungen im Energiesystem geschehen. Dort setzt Elcin an. Erneuerbare Energien sollen effizienter in die Netze integriert und die Aufnahmekapazität der Netze soll erhöht werden. Zusätzlich sollen ein Mobilitätskonzept und die geschickte Nutzung von Ladeinfrastrukturen in den Quartieren dazu beitragen, die Lärm- und Treibhausgasemissionen zu verringern.
Anteil der Elektrofahrzeuge
in Neuss soll wachsen
In einem ersten Schritt werden von den Stadtwerken Neuss und der Universität Wuppertal vier Quartiere bezüglich Technologie und Potenzial analysiert. Dabei handelt es sich um die Innenstadt, Allerheiligen, das Gewerbegebiet Moselstraße mit dem Sportpark Reuschenberg sowie Röckrath. Im zweiten Schritt sollen in zwei ausgewählten Quartieren unterschiedliche Einspeiser und Lasten betrachtet werden – und dann in ein Regelungskonzept eingebunden werden. Dazu zählen zum Beispiel Windenergie- und Photovoltaikanlagen. Zugleich soll der Anteil der Elektrofahrzeuge in Neuss wachsen. Sie sollen in das Netz-Regelungskonzept integriert werden, außerdem ist der Aufbau einer Ladesäuleninfrastruktur geplant. Am Ende soll ein Konzept für das „energetische Quartier der Zukunft“ stehen und einem Test unterzogen werden.