Blick hinter die Kulissen Aufbau des Essener Impfzentrums läuft auf Hochtouren
In NRW sollen sich die Bürger in 53 „Impfzentren“ gegen Corona impfen lassen können. Doch wie sieht so ein Zentrum aus? Einen ersten Blick gewährte am Samstag die Stadt Essen.
Langweilen soll sich keiner im Essener Impfzentrum: Im ersten Wartebereich vor den „Impfstraßen“ sollen Filme über das Impfen aufklären. Wer ein Smartphone hat, kann ins Gäste-WLAN. Das wird vor allem nach der Impfung interessant, wenn man noch 30 Minuten in der Halle bleiben soll, falls es Impfreaktionen gibt. Der stellvertretende Leiter der Feuerwehr Essen, Jörg Wackerhahn, ist zuversichtlich, dass in einer Woche ein erster Probebetrieb stattfinden kann - vor allem, um die Abläufe zu testen.
Seit ein paar Tagen wird das Zentrum eingerichtet - in Halle 4 der Messe Essen. Am Samstag gewährte die Stadt einen Einblick in das Innenleben. Herzstück sind zwölf schon aufgebaute sogenannte Impfstraßen, in denen die Bürger den Impfstoff bekommen sollen. „Impflinge“ werden die Kunden von den Organisatoren genannt. Das sei schneller auszusprechen als „zu impfende Personen“, erklärt Wackerhahn.
Eine Impfung ist nur mit Termin möglich, betont der Leiter der Essener Feuerwehr, Thomas Lembeck: „Wer sich impfen lassen will ohne Termin, für den haben wir keinen Impfstoff.“ Geplant sei eine Terminvergabe über die Patientenservicenummer 116 117 der Kassenärztlichen Vereinigungen. Und so wird gleich am Eingang geprüft, ob die „Impflinge“ auch eine Terminbestätigung dabei haben. Auch die Körpertemperatur wird gemessen. Liegen Anzeichen für einen Infekt vor? Nur wenn alles in Ordnung ist, darf man weiter. Ein Sicherheitsdienst soll dafür sorgen, dass alle sich an die Regeln halten. Auch die Polizei ist vor Ort.
In der eigentlichen Impfstraße, die dann von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein betrieben wird, gibt es nach einem Aufklärungsgespräch endlich die Impfung. Mit einem Einlegeblatt für den Impfpass werden die „Impflinge“ dann in die Wartezone entlassen. „Am Ende ist wichtig: Hier kommt einer raus, der geimpft ist“, betont Wackerhahn. Für einen vollständigen Impfschutz muss die Prozedur nach 21 oder 28 Tagen wiederholt werden.
Das Land empfiehlt den Kommunen, pro 70 000 Einwohnern eine Impfstraße einzurichten. Für Essen würde das etwa neun Straßen bedeuten. Um ein bisschen Puffer zu haben, planen die Essener jetzt mit zwölf Impfplätzen. Bei Bedarf können noch sechs weitere installiert werden. Platz ist in der Halle genug.
In einer „Skizze zur Impforganisation“ ging das NRW-Gesundheitsministerium Ende November davon aus, dass besonders gefährdete Gruppen in der ersten Welle vor allem vor Ort in den Heimen oder ihren Wohnungen geimpft werden. Gerechnet wird demnach mit 4000 monatlichen Impfungen pro 100 000 Einwohner, die mit mobilen Teams und in Krankenhäusern durchgeführt werden. In den Zentren sollen in der Startphase dann monatlich 10 000 Impfungen je 100 000 Einwohner möglich sein. In einer Impfstraße sollen 20 Impfungen pro Stunde stattfinden. „Ich mutmaße, das ist sportlich“, sagt Wackerhahn. Und so würden in den ersten Tagen die Abläufe auch noch beobachtet und gegebenenfalls angepasst.
Geplant ist laut Stadtsprecherin Silke Lenz zunächst eine Öffnung des Impfzentrums montags bis samstags von 8 bis 18 Uhr. Später sei auch ein Betrieb von 8 bis 20 Uhr möglich, auch sonntags. Wann es losgeht, ist noch offen. Bereits am 15. Dezember soll aber alles „betriebsbereit“ sein, sagt Wackerhahn.
Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) besuchte am Samstag die Aufbauarbeiten, die vor allem von Ehrenamtlichen medizinischer Hilfsorganisationen vorgenommen wurden. Von der Bevölkerung wünsche er sich „Aufgeschlossenheit gegenüber dem Thema Impfen - und unter Umständen auch ein bisschen Geduld“, sagte er.