Bildung in Mettmann Ausstellung gibt Einblicke in das Leben in der DDR

Mettmann · Oberstufenschülern der Handelsschule am Berufskolleg zeigen in der Ausstellung „Erziehungsziel – sozialistische Persönlichkeit“, unter welchen Bedingungen die Menschen in der DDR leben mussten. Ihre Informationen haben sie unter anderem in verschiedenen Museen sammeln können.

Präsentation über Jugendorganisationen in der DDR am Berufskolleg: Organisator Vincent Balka.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das Prinzip von Diktaturen, egal ob links oder rechts gerichtet, scheint gleich zu sein. Die eigene Macht zu zementieren beginnt mit der Erziehung und Umerziehung der Jugend, gesellschaftliches Vereinnahmen, Kontrolle, Sanktionen und Strafen. Das Schicksal ließ die Menschen in der DDR von einer Diktatur in die nächste geraten. Sich diesem Thema zu nähern, war der Beginn der Arbeit, der sich eine Gruppe von Oberstufenschülern der Handelsschule am Berufskolleg annahm und die nun mit der Ausstellung: „Erziehungsziel – sozialistische Persönlichkeit“ ihre Vollendung erfuhr.

Im Oktober reisten 15 Schüler mit ihren Lehrern Dinah Zemke und Peter Enzenberger nach Leipzig. Dort besuchten sie Museen, die Auskunft über das Leben in der DDR geben. Anschließend reflektierten sie ihre Erkenntnisse in gemeinsamen Diskussionen. Vincent Balka, einer der Organisatoren der Ausstellung berichtete, dass im Jahr 2024 das Thema „Schule und Kindheit im 3. Reich“ im Unterricht behandelt worden war und sich nun folgerichtig die Nachforschungen über das Leben in der DDR anschlossen. Das Schulmuseum, das Stasi-Museum, die Gedenkstätte „Runde Ecke“ – hier konnten sich die Jugendlichen informieren.

An einer Stellwand war nachzuvollziehen, wie der Staatssicherheitsdienst seine Fäden gespannt hatte. Es gab keine Gruppierung, in der nicht wenigstens ein Spitzel „Augen und Ohren offen hielt“. Egal ob in den Familien, Freundeskreisen, Vereinen, den Kirchengemeinden oder im Betrieb. Der Spitzel war dazu bereit, seine Informationen zu melden, sprich: zu denunzieren. Und wie nachzulesen war, gab es gegen Ende der SED-Diktatur 189.000 IM, bei knapp 17 Millionen Einwohnern.

Und es gab Propaganda: So wurde im Sportunterricht nicht mit Bällen geworfen, sondern mit nachempfundenen Handgranaten. Abzeichen und Belobigungen und das Tragen des blauen Tuchs dienten ausschließlich der Festigung des Systems. Es gab eine Wandtafel mit der Überschrift „Gebote der Jungpioniere“. Auf dieser stand: „1. Wir Jungpioniere lieben unsere Deutsche Demokratische Republik. 2. Wir Jungpioniere lieben unsere Eltern. 3. Wir Jungpioniere lieben den Frieden.“ Originalseiten aus Klassenbüchern gaben Auskunft, ob die Kinder aus Arbeiter- oder aus Akademikerkreisen stammten, hinter ihren Namen vermerkt mit „A“ oder „I“ (Arbeiter oder Intelligenz).

In einem Raum wurde das System der Planwirtschaft erläutert, das durch seine mangelnde Elastizität schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt war und fassungslos machte: Die unzähligen Pakete aus Westdeutschland, die Verwandte und Freunde in die DDR schickten, wurden natürlich regelmäßig kontrolliert. Dass aber die Erkenntnisse daraus Einfluss auf die Produktion hatten, machte sprachlos. Sprich: Wenn eine bestimmte Anzahl zum Beispiel an Pullovern aus dem Westen kam, konnte hier bei der eigenen Produktion eingespart werden.

Eine großartige Arbeit der Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs, eine hochinteressante Ausstellung, die auch Gruppen aus anderen Schulen offen steht.