Bebauung neu überdenken
zu: Investition im Luisenviertel
78 Jahre nach der Kriegszerstörung eines Teils des historischen Wohnquartiers Luisenviertel kommt, man glaubt es kaum, ein Investor, der auf den mittlerweile asphaltierten und bewirtschafteten Parkplatzflächen zwischen Laurentiusstraße, Aue und Untergrünewalder Straße neu bauen will.
Das soll so aussehen: Gewerberaum im Erdgeschoss, Büroflächen darüber, später dann ein Parkhaus und ein Discounter - das sind Konzepte von vorgestern, Ideen aus der Mottenkiste des vergangenen Jahrtausends. In Zeiten von Homeoffice und Verkehrswende, von dringend benötigtem und gewünschtem, innenstadtnahen Wohnraum ist das ein Plan, der mittelfristig nur mehr Verkehr bringt, Leerstand erzeugt und nicht nur dem individuellen Lebensmittel-Einzelhandel im Viertel den Garaus machen wird. Das Luisenviertel ist kein Wurmfortsatz der leider unattraktiven Elberfelder Innenstadt, in dem man die gleichen Fehler wie da wieder neu machen muss. Es ist das letzte Innenstadtviertel, wo man noch wohnt, Bäcker, Metzger und Stammkneipe zu Fuß erreicht, wo alteingesessene Modeläden und Buchhändler, Freiberufler und Dienstleister sich bezahlbare Flächen teilen, wo die Stadtführer Einheimischen und Touristen zeigen, dass Wuppertal auch schön sein kann.
Warum, wenn nicht hier neue Ideen zum innerstädtischen Wohnen realisieren, ähnlich dem Quartier zwischen Harmonie- und Deweerthstraße - solche Beispiele gibt es bundesweit in immer größerer Zahl. Und ein Bauherr würde sich mit einem solchen Projekt als Visionär für Wuppertals Zukunft erweisen. Vielleicht mit etwas weniger steuerlicher Abschreibung und geringerem Quadratmeter-Preis, aber mit einem deutlichen Fingerzeig in Richtung städtebaulicher Zukunft. In der werden wir alle nämlich den Rest unseres Lebens verbringen, da lohnt sich’s schon, mal drüber nachzudenken.
Wolf Birke, per E-Mail an die Redaktion