Jutta Haeckel stellt bei Boa-Basedonart aus Öko-Organismus in Farbe
Düsseldorf · Die Bilder von Julia Haeckel muten wie ein Organismus aus Farbe an, der an Teppiche oder Flechten erinnert. Das hat mit der besonderen Technik zu tun, mit der die Künstlerin arbeitet.
Jutta Haeckel liebt den Mikrokosmos und spricht von Nervenbahnen. Die Künstlerin kommt aus einer naturwissenschaftlichen Familie. Der Vater war Labormediziner, die Mutter Biologin. Und sie selbst erzeugt mit Nesselstoff und Farbe Oberflächen, die an Teppiche, Moose oder Baumrinden erinnern. Kleine Pflanzen scheinen da zu wuchern. In der Galerie Boa-Basedonart möchte man über ihre buckeligen, perlenartigen, schrundigen Bilder fahren, um wenigstens zu fühlen, was da passiert.
Malerei ist eine Flachware, im Gegensatz zum Relief oder zur Skulptur. Manche Maler geben sich unendliche Mühe, wenigstens um einige Millimeter die plane Fläche der Leinwand zu verlassen. Haeckel gehört dazu. Sie geht nicht spontan vor, sondern bastelt, kontrolliert und korrigiert. Noch nicht einmal den Stoff, ob Leinwand, Nessel oder Jute, nimmt sie als gegeben hin, vielmehr zieht sie Fäden aus, um die Durchlässigkeit zu beeinflussen. Dann stöbert sie in ihrem großen Archiv von Zeichnungen und digitalen Arbeiten, um Anregungen für ihren eigenen, kleinen Öko-Organismus zu finden.
Nun beginnt die Sisyphos-Arbeit, die für Außenstehende nicht immer nachvollziehbar ist, denn sie malt von vorn, dreht dann die Leinwand um, um von hinten Farben durchzuschieben. Dabei lässt sie sich auch überraschen, denn sie sieht von hinten nicht, was vorn geschieht. Letztlich ist es ein Zusammenspiel von Vorder- und Hintergrund, mit der Leinwand als Membran, die schützt und durchlässt. So entsteht ein flirrendes Gewächs aus Farbmaterie, das an Teppiche oder Flechten erinnert.
Jutta Haeckel hatte schon immer einen Hang in die Ferne, studierte auch am Goldsmith College in London, hielt sich in New York auf, aber lebt seit 2004 in Düsseldorf. Seit 2018 lehrt sie an der amerikanischen Alfred University, einer Schule für Kunst und Design, die einen Masterstudiengang für Malerei auch in Düsseldorf hat. Dort werden sieben handverlesene Studierende ausgebildet, zahlen für deutsche Verhältnisse hohe Studiengebühren, aber beteiligen sich an Austauschprogrammen europäischer und amerikanischer Bildungssysteme. Das Studio für das zweijährige internationale Programm in Düsseldorf befindet sich an der Mindener Straße.
Die Kunstgalerie Boa-Basedonart liegt an der Birkenstraße 112, die Ausstellung läuft bis 11. Mai, Öffnung Donnerstag und Freitag 14 bis 18 Uhr, Samstag 12 bis 16 Uhr.