Tischtennis Borussia triumphiert in der Champions League

Die Düsseldorfer Tischtennisspieler sind erleichtert über das Ende von mehr als zwei Jahren ohne jeden Titel.

Timo Boll, Ricardo Walther, Anton Källberg, Kristian Karlsson und Trainer Danny Heister (v.l.) im Pokaljubel.

Foto: dpa/Marius Becker

Andreas Preuß ist seit Juli 1984 mit Leib und Seele ein Borusse. Der 58-Jährige hat in seiner Zeit in Düsseldorf bereits alles gewonnen, was es im Vereins-Tischtennis zu gewinnen gibt. Als Spieler, Trainer und Manager gehört er zu den erfolgreichsten Sportgestaltern Deutschlands.

Mit seiner Borussia holte er nach sechs Triumphen im Europapokal der Landesmeister jetzt auch den sechsten Triumph in der Champions League. Im Finale der europäischen Königsklasse bezwangen die Düsseldorfer den amtierenden deutschen Meister 1. FC Saarbrücken TT mit 3:1 und beendeten eine zwei Jahre und sieben Monate dauernde Titelabstinenz. „Den Titel gewonnen zu haben, ist eine Erleichterung. Nein, mehr als Erleichterung, denn große Dankbarkeit kommt hinzu. Für mich ist es der wichtigste Titel seit 2007“, gesteht Preuß.

„Ich fühle so, weil ich zusammen mit dem Trainer für die Ausrichtung des Teams, für die Spielerverpflichtungen und letztlich auch für die Trainerverpflichtung verantwortlich bin. Und wenn man mit den Ansprüchen der Borussia mehr als zwei Jahre lang nichts gewonnen hat, zweifelt man an den Spielern, dem Trainer und nicht zuletzt an sich selbst.“

Diese Zweifel sind nach dem insgesamt 72. Titelgewinn erst einmal vom Tisch. Denn das Trainer-Spieler-Gespann Danny Heister/Anton Källberg bewies, was mit konsequenter Arbeit möglich ist. Källberg, vor vier Jahren als das größte europäische Tischtennis-Talent nach Düsseldorf gekommen, was er in der Saison 2019/20 nicht immer bewiesen hat, ist der Corona-Gewinner.

Weil den ganzen Sommer über der internationale Tischtenniszirkus pandemiebedingt ausfiel, hatten der 23-Jährige Schwede und der Chefcoach endlich einmal Zeit, miteinander zu trainieren. Der Effekt auf Källbergs Leistungsfähigkeit ist beeindruckend.

Als wäre es das einfachste der Welt, bezwang der Schwede im Champions-League-Finale nacheinander den Weltranglisten-16. Patrick Franziska und den ehemaligen Weltranglisten-Siebten Shang Kun. „Bei Anton fügt sich vieles zusammen. Er hat eine enorme Grundsicherheit in seinen Schlägen bekommen, hat viel dazugelernt und sein Spiel grundlegend umgestellt. Er hat mit Danny grandios und knallhart gearbeitet. Das Ergebnis ist auch eine Genugtuung und ein Lob für Danny.“ Das nötigt auch der Konkurrenz Respekt ab. „Anton hat gegen mich überragend gespielt“, urteilte nämlich auch Franziska.

Zähler Nummer drei zum Triumph steuerte Timo Boll bei. Gegen Kun musste der Rekord-Europameister seine ganze Erfahrung, technische und taktische Raffinesse aufbieten. Im fünften und entscheidenden Satz, der beim diesjährigen Champions-League-Turnier in Düsseldorf nur bis zu sechs Punkten gespielt wurde, zweifelten beim Stand von 0:4 wohl die meisten an Bolls Erfolg. „Das 0:4 war aufregend, aber man muss eben bis zum letzten Punkt kämpfen“, sagte Boll. „Ich habe versucht, fokussiert, kreativ zu sein und habe weiter alles probiert. Tischtennis hat viel mit Selbstvertrauen zu tun.“

Er hatte in den vergangenen Jahren öfter mal gezweifelt. „Wenn man für Borussia spielt, fühlt sich eine zweijährige Titel-Durststrecke noch länger an als sie eigentlich ist. Es hat mich gewurmt, dass ich zuletzt die entscheidenden Matches versemmelt hatte“, verrät Boll. „Jetzt bin ich sehr erleichtert, dass wir endlich mal wieder einen Titel gewonnen haben. Ich hatte echt schon Bedenken gehabt, ob das nochmals klappt in meiner Karriere.“

Nicht nur mit dem Titeltriumph ist man unter den Borussen glücklich, sondern auch mit dem gesamten Turnierverlauf. Wegen der Corona-Pandemie wurde die europäische Königsklasse erstmals als Turnierform innerhalb einer Woche ausgespielt. Düsseldorf erhielt den Zuschlag zur Ausrichtung und: „Unser Hygienekonzept hat funktioniert“, urteilt Andreas Preuß. „Es gab zwar mal wenige Menschen die meinten auch ohne FFP2-Maske in der Halle sein zu dürfen, aber die haben wir freundlich ermahnt und fortan keine Probleme mehr gehabt.“