Wetter Brandgefahr und Baumsterben: Dürre bedroht NRW-Wälder
Düsseldorf · Laut Experten droht ein neuer Sommer wie 2018. Der Wald verändert sich bereits, aktuelle Schauer helfen kaum.
Es ist gerade einmal April und in Deutschland geht die Angst vor Waldbränden um – auch die Schauer in der zweiten Wochenhälfte ändern das höchstens kurzzeitig. Experten warnen vor einem erneuten Dürresommer. Die Folgen für den Wald sind schon jetzt immens. Auch in Nordrhein-Westfalen.
„Sollte die trockene Witterung in den kommenden Monaten anhalten, könnte sich die Dürre des Jahres 2018 wiederholen oder sogar übertroffen werden“, erklärt Udo Busch, Leiter Agrarmeteorologie des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Seit einem Jahr sei jeder Monat in Deutschland wärmer gewesen als im vieljährigen Mittel, gleichzeitig fiel deutlich zu wenig Niederschlag. Besonders dramatisch ist die Lage im Osten der Republik: In Thürigen ist der Boden laut DWD schon jetzt so trocken wie im vergangenen Sommer.
„Aber die Situation ist auch im Westen teilweise angespannt“, sagt Daniel Tüns, Meteorologe des DWD in Essen. Den letzten nennenswerten Niederschlag habe es in NRW Mitte März gegeben. „Das hat nicht gereicht, um die Defizite besonders in den tiefen Bodenschichten aufzufüllen.“ Noch am Mittwochnachmittag wurde die Waldbrandgefahr als „mittel bis hoch“ eingestuft. Die Schauer bis zum Wochenende könnten das Risiko für einige Tage dämpfen. „Die Frage ist aber, wie nachhaltig das ist“, sagt Tüns. Denn schon in der kommenden Woche drohe erneut Trockenheit.
Bereits jetzt hat es mehr Waldbrände in NRW gegeben als üblich, sagt Michael Blaschke vom Landesbetrieb Wald und Holz gegenüber dieser Zeitung. Am Osterwochenende etwa standen in Hilden 250 000 Quadratmeter in Flammen. Nur eines von bundesweit zahlreichen Beispielen, die den Deutschen Feuerwehrverband in Alarmbereitschaft versetzen: Er bereitet sich auf die Gefahr von mehreren zeitgleichen Großfeuern vor und fordert zusätzliche Löschhubschrauber.
Land berät Waldbesitzer: Welche Bäume trotzen Klimawandel?
Doch nicht nur Feuer, sondern auch der generelle Wassermangel setzt den Bäumen laut Blaschke aktuell zu: „Die Dürre ist voll da. Das Frühjahr hat nichts gebracht.“ Ein weiteres Jahr wie 2018 „wird dem Wald in NRW massiv zusetzen“, fürchtet er – und generell würden weitaus häufiger Extremjahre erwartet: „Unsere Wälder haben richtig Klimastress.“
Das gehe nicht spurlos am Grün in der Region vorüber. „Die Wälder werden sich für alle sichtbar verändern“, prognostiziert Blaschke. Die Fichte als besonders anfälliger Baum werde etwa aus dem Münsterland wohl vollständig verschwinden, auch im Rheinland (weil niedrig gelegen, sonnig und sandig) habe sie es schwer. „Wie es sich auf die Laubbäume auswirkt, ist noch nicht ganz klar“, erklärt der Sprecher von Wald und Holz NRW. Aber man bereitet sich vor: Im Dezember habe man eine detaillierte Karte mit Pflanzempfehlungen, welcher Baum wo noch gedeihen könne, für Waldbesitzer aufgelegt, mit der die Förster jetzt in die Beratung einstiegen. Diese Karte schließe Klimaszenarien wie eine Erwärmung um mehrere Grad bereits ein.