NS-Dok Ein Tod für die Chemiefabrik

Köln. · Im NS-Dok macht die Wanderausstellung zur I.G. Farben und zum KZ Buna-Monowitz Station.

Die Häftlinge mussten in der Fabrik harte Arbeit verrichten.

Foto: Fritz-Bauer-Institut/Fritz-Bauer-Insitut

Buna ist ein synthetisch hergestellter Kautschuk, der für die Kriegswirtschaft der Nationalsozialisten von großer Bedeutung war. Im Jahr 1941 ließ die I.G. Farben unweit des Konzentrationslagers Auschwitz eine riesige Fabrik für diesen Kunststoff bauen. Realisiert wurde das Großprojekt durch den Einsatz von KZ-Häftlingen und von Zwangsarbeitern sowie Kriegsgefangenen. Nachdem man zunächst durch die SS die Arbeiter vom nahe gelegenen KZ zur Baustelle brachte, wurde schon bald ein eigenes Konzentrationslager errichtet. Es bekam den Namen „Buna-Monowitz“. Seine Geschichte erzählt eine Wanderausstellung, die gerade im Kölner NS-Dok Station macht.

Mehr als 2300 Gefangene
bei der Lagereröffnung

Nachdem man auf der Baustelle mit 50 Menschen begonnen hatte, waren es bei der Lagereröffnung bereits mehr als 2300 Gefangene. Deren Zahl stieg bis auf 10.000 Lagerinsassen, wofür die Räumlichkeiten in keinster Weise ausgerichtet waren. Entsprechend schlecht waren dort die Lebensbedingungen. Durch mangelnde Möglichkeiten zur Hygiene brachen immer wieder Krankheiten aus. Trotz der schweren Arbeit auf der Baustelle war die Versorgung der Menschen mit Nahrung nur in einem Mindestmaß gewährleistet. Berüchtigt war die Buna-Suppe – eine extrem dünne Suppe mit einem scheußlichen Geschmack.

Drei bis vier Monate überlebten die Gefangenen und oft von der SS brutal zur Arbeit geprügelten Menschen ihr Martyrium im KZ. Nur wer die Chance bekam, als Facharbeiter eingesetzt zu werden hatte eine etwas bessere Prognose. Es wird davon ausgegangen, dass etwa 30.000 Menschen im Lager ihr Leben verloren haben. Weit mehr starben in den Gaskammern der Nazis in Auschwitz-Birkenau, denn nur etwa 15 Prozent der ankommenden Menschen wurde für die Zwangsarbeit ausgewählt, der Rest fand sofort den Tod.

Unbemerkt konnten diese Machenschaften nicht bleiben – denn vor Ort in der riesigen Fabrik arbeiteten etwa 20.000 reguläre Mitarbeiter der I.G. Farben, die mit ihren Familien vor Ort lebten. Der Chemiekonzern selbst hatte vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten keine Berührungspunkte mit der NS-Bewegung. Das änderte sich danach aber schlagartig. Zwischen dem Unternehmen und der Diktatur gab es eine sehr enge Verzahnung. So war der I.G. Farben der Absatz der Produkte immer sichergestellt. Und die Nazis bekamen vom Konzern die „Löhne“ der Häftlinge und Zwangsarbeiter – ein sehr lukratives Geschäft für beide Seiten.

Im Juni 1944 kam es zur Bombardierung der fertigen Fabrik. Diese wurde im Januar 1945 von den Betreibern aufgegeben. Die Häftlinge schickte man auf lange Todesmärsche in andere Lager. Das Vermögen des Konzerns wurde nach Kriegsende beschlagnahmt. Nur wenigen Verantwortlichen der I.G. Farben wurde der Prozess gemacht. Es gab insgesamt drei solcher Prozesse. Neben dem in Nürnberg war es ein Prozess in Frankfurt und der sogenannte Wollheim-Prozess, bei dem ein Zwangsarbeiter versucht hat, seinen Lohn aus der Lagerzeit einzuklagen. Verurteilt wurden nur wenige Manager der I.G. Farben – Einsicht oder gar Reue zeigten die Verantwortlichen nicht.

Die vom Frankfurter Fritz Bauer Institut konzipierte Wanderausstellung wurde schon in den 90er Jahren gezeigt. Jetzt wurde sie komplett überarbeitet. Insgesamt 16 Tafeln zeigen die Geschichte der I.G. Farben und des Konzentrationslagers Buna-Monowitz. Zu sehen sind dort die Fakten und Zahlen sowie Dokumente wie Fotos und Zitate. Es gibt drei Teile, welche den Weg der IG Farben nach Auschwitz, den Alltag im KZ und auf der Baustelle sowie das Aufarbeiten der Geschichte nach Kriegsende präsentieren.

Service: Die Wanderausstellung ist im NS-Dok am Appellhofplatz noch bis zum 24. Mai zu sehen. Der Eintritt kostet 4.50, ermäßigt 2 Euro. Die Ausstellung kann Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr besichtigt werden.