7:6-Sieg in Berlin Denkwürdiges DEG-Spektakel in Berlin
Hinten wild, vorne noch wilder – das 7:6 der Düsseldorfer EG in Berlin war ein Spektakel. Das sorgte nicht nur für gute Laune. Gegen Augsburg am Sonntag darf sich das Eishockeyteam nicht so naiv anstellen.
Den schönsten Satz des Abends hatte sich DEG-Trainer Harold Kreis für die Pressekonferenz aufgespart. „Wir haben viele Sachen nicht gut gemacht, aber eins haben wir gemacht: Wir haben immer wieder gekratzt, Haare gezogen und gebissen.“ Das hatten seine Mannen bei den Eisbären Berlin natürlich nicht wirklich getan, sonst wären sie ja ständig auf die Strafbank gewandert. Aber das Bild vom eskalierten Kindergeburtstag war gar nicht so falsch. Erst tollpatschig und mit der Aufmerksamkeitsspanne von Vierjährigen, danach in der Trotzphase, kurz vor der Heimfahrt klaute sie dem Gastgeber einfach die Geschenke – es war schon ein Spektakel, das die DEG da beim Deutschen Meister zeigte. Am Ende gewann sie mit 7:6 nach Verlängerung und feierte den zweiten Auswärtssieg in Folge.
Eine echte Feier stand danach aber nicht auf dem Programm. Ist ja in Corona-Zeiten ohnehin nicht angesagt. Und der Spielplan der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist derzeit gnadenlos. Das Spiel in Berlin war für die DEG das siebte in 14 Tagen. Und am Sonntag (14 Uhr) geht es gleich weiter, dann kommen die Augsburger Panther vorbei. Was maximal 5000 Zuschauer nur unter verschärften Regeln (siehe nebenstehender Text) erleben dürfen. Auch in Berlin war die große Arena am Ostbahnhof nicht wirklich gut gefüllt. Was überaus schade war, denn kaum ein anderes Spiel in den vergangenen Jahren hatte dermaßen viele Höhepunkte, Wendungen und 13 Tore zu bieten. Das Wort, das den meisten Beteiligten hinterher einfiel, lautete nicht zu unrecht „verrückt“. Selbst Harold Kreis, 62 und seit Jahrzehnten im Geschäft, wähnte sich als Zeuge eines historischen Ereignisses: „Ich mache den Job eine Zeitlang, aber so einen Spielverlauf habe ich noch nicht erlebt.“ Hatte sein Team doch in jedem Drittel frühe Tore kassiert, 1:4, 3:5 und 4:6 zurückgelegen, die immer neuen Rückschläge aber allesamt weggesteckt.
Weil es das aber überhaupt machen musste, wirkte Stürmer Tobias Eder hinterher etwas angefressen: „Jedes Drittel hat es in der ersten Minute gescheppert, das passiert uns in letzter Zeit viel, viel, viel zu häufig. Das müssen wir in den Griff bekommen“. Kreis sah es ähnlich: „Wir haben die Berliner ihre Stärken ausspielen lassen und den Slot nicht verteidigt.“ Auch sein Gesamtfazit klang nicht nach Freude: „Die bessere Mannschaft hat heute nicht gewonnen, aber wir nehmen die Punkte natürlich.“
So schwach die DEG verteidigte, so „grandios“ (Verteidiger Marco Nowak) spielten die Stürmer auf. Und es waren so viele, dass manches unterging: Brendan O‘Donnell erzielte zwei Tore und bereitete zwei weitere vor. Daniel Fischbuch legte seinen Kollegen gleich vier Treffer auf, darunter das 5:6, das 6:6 und das 7:6. Alexander Ehl, Alexander Barta und Tobias Eder bestätigten ihren Lauf und punkteten allesamt. Victor Svensson traf erneut, Niklas Postel ebenfalls, Paul Bittner erzielte sein erstes DEG-Tor. Und am Ende durfte sich auch der zuvor oft allein gelassene Torhüter Mirko Pantkowski als einer der Matchwinner fühlen, hatte er in der Verlängerung doch mehrere Großchancen der Berliner vereitelt. Nun spielt das aber alles keine Rolle mehr. Nun geht es nicht zum Meister, nun kommt der AEV aus dem Tabellenkeller, der zuletzt dreimal in Folge verlor. Der wird deutlich defensiver auftreten als die Berliner. Auch da sollte die DEG wieder kratzen, beißen und Haare ziehen. Aber vielleicht sollte sie dabei nicht ganz so naiv sein.