Düsseldorfer bei der WM Fischbuch avanciert zum Leistungsträger
Helsinki · DEG-Stürmer Daniel Fischbuch hatte beim Bundestrainer bislang einen schweren Stand. Jetzt bei der WM ist das anders.
(bs-) Um den Unterschied zum Vorjahr zu erkennen, reicht allein ein Blick auf die Zahlen. Sechs Einsätze statt einem, 84:47 Minuten Eiszeit statt 7:20, vier Tore statt keinem. Die Zahlen gehören Daniel Fischbuch, und sie werden sich noch steigern, denn die Eishockey-WM in Finnland geht ja erst diese Woche in ihre heiße Phase. Am Dienstag (11.15 Uhr/Sport1 und Magentasport) steht das letzte Gruppenspiel der deutschen Mannschaft gegen die Schweiz an, am Donnerstag beginnt dann die K.o.-Runde mit dem Viertelfinale, für das die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) längst qualifiziert ist. Und wer weiß, wie es dann weitergeht? Vielleicht ist ja wie im Vorjahr in Lettland das Halbfinale drin.
Sein erster WM-Treffer gelang
im Spiel gegen Frankreich
Damals war Fischbuch nur Ergänzungsspieler, für das beste deutsche WM-Ergebnis seit einem Jahrzehnt waren andere zuständig. Nun in Helsinki ist das anders, da steht der Stürmer der Düsseldorfer EG nicht nur in jedem Spiel auf dem Eis, er tut das auch in prominenter Rolle – in den Topreihen sowie in Überzahl. Und er macht das, was er zuletzt auch bei der DEG getan hatte: Angriffe starten, den Puck in die Offensivzone tragen, Chancen kreieren oder selbst verwandeln. Seinen ersten WM-Treffer erzielte er im zweiten Spiel gegen Frankreich (3:2), am Freitag gegen Italien (9:4) erzielte er gleich zwei Tore, am Sonntag gegen Kasachstan (5:4) wieder eins. Mit vier Treffern ist er damit bester Torschütze des deutschen Teams, mit fünf Punkten drittbester Scorer.
Wie man Fischbuch so kennt, ist er außerhalb des Eises aber weitaus weniger auffällig. Dass er dieses Jahr so viel spiele, liege auch daran, dass „einige abgesagt haben“, sagt er bescheiden. Und dass er trifft, wie er will, sei ebenfalls nicht nur sein Verdienst, „ich kriege die Dinger so gut aufgelegt, ich muss sie nur reinschieben“, meinte er bereits nach seinem Doppelpack gegen Italien. Ganz falsch war das nicht, Fischbuch lief in der ersten Reihe auf neben Berlins Meisterstürmer Marcel Noebels und Ausnahmetalent Lukas Reichel, der diese Saison seine ersten Spiele für die Chicago Blackhawks in der NHL bestritten hat. Am Sonntag spielte Fischbuch neben Marc Michaelis und Yasin Ehliz – und traf erneut.
Allerdings gehört natürlich auch mit herausragenden Mitspielern mehr dazu, als nur den Schläger hinzuhalten. Man braucht ja selbst ein gewisses Niveau, um in so einer Sturmreihe spielen zu können. Dass Fischbuch die läuferischen, spielerischen und technischen Fähigkeiten dazu hat, steht außer Frage. Nicht erst zuletzt in den Play-offs war er der alles überragende Mann bei der DEG, seit Jahren zählt er zu den besten Stürmern der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), allein in den vergangenen drei Saisons schoss er 49 Tore und bereitete weitere 83 vor. Obwohl er immer wieder von Verletzungen oder einer Corona-Infektion ausgebremst wurde.
Dennoch hatte Fischbuch nicht immer den besten Stand bei Bundestrainer Toni Söderholm, der ihn 2021 in Lettland kaum einsetzte und bei Olympia im Februar in Peking gar nicht erst berücksichtigte. Warum das jetzt anders sei, wurde Söderholm dieser Tage in Helsinki gefragt: „Er kämpft, er fightet. Das bringt ihm die Möglichkeit, erfolgreich zu spielen. Er ist anwesend im Spiel und sucht die Abschlüsse, er hat Hunger, die Spiele zu entscheiden. Er hat es sehr, sehr gut gemacht“, sagte der Bundestrainer. Und damit durch die Blume irgendwie auch: In den vergangenen Jahren war es um Fischbuchs Kämpferherz nicht immer zu seiner Zufriedenheit bestellt. Da verließ er sich etwas zu sehr auf sein Talent. Was in der DEL meist reichte, auf internationalem Niveau aber eben nicht.
Nun ist das anders, Fischbuch ackert in den Ecken, arbeitet konsequent zurück, erkämpft Scheiben, schmeißt sich in Zweikämpfe, blockt auch mal einen Schuss. Er hat sein Spiel auf das nächste Level gehoben. Zur Freude des deutschen Teams, denn einen Topstürmer in Topform kann es nach dem Turnieraus des verletzten Mittelstürmers Tim Stützle umso mehr gebrauchen. Zwar kann niemand bei der DEB-Auswahl Stützle allein ersetzen, dafür ist der NHL-Stürmer zu dominant. Aber sie versuchen es im Kollektiv. Daniel Fischbuch ist ein wichtiger Teil
davon.