Brauchtum im Kreis Viersen Corona: Schützen sind in Sorge

Nach so gut wie jedem Schützenfest im Kreis Viersen gab es in den vergangenen Wochen Dutzende Corona-Fälle. Was die Schützen dagegen tun wollen – und warum das Feiern den meisten eine Infektion wert ist.

Vergangenes Wochenende wurde in Amern Schützenfest gefeiert. Eine Kapelle musste absagen. Daher gab es teils Musik vom Band.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Als vor einigen Tagen in Brüggen-Bracht Schützenfest gefeiert wurde, „lag anschließend der halbe Ort flach, mit Corona“. Sagt einem so ziemlich jeder im Ort, der sich gerade nicht in Quarantäne befindet.

Das mag natürlich übertrieben sein. Aber zumindest Dutzende Neuinfizierte verzeichnete das Kreisgesundheitsamt seit vergangenem Mittwoch. Um genau zu sein: 166, allein in Brüggen. Und in Niederkrüchten machte Corona der St.-Antonius-Bruderschaft das Feiern schwer: Musikkapellen sagten kurzfristig ab, weil sich Mitglieder infiziert hatten, vermutlich bei Auftritten beim Schützenfest zuvor. Eine Kompanie konnte gar nur mit zwei Mann zum Fest antreten. Die anderen Mitglieder hatten sich in Selbstisolation begeben. Dann wurde auch noch der Vorsitzende der Bruderschaft positiv getestet.

Im Kreis Viersen grassiert die Corona-Welle. Die Sieben-Tage-Inzidenz kletterte am Donnerstag auf 766,4, lag damit deutlich über dem Bundes-Wert (532,9) und dem NRW-Wert von 617,0. Zum Vergleich: Vor drei Wochen lag der Wert im Kreis noch bei 288. War vor einer Woche jeder 81. Einwohner des Kreises akut infiziert, ist es jetzt jeder 66.

Diese Spülmaschine wird beim Schützenfest in Brüggen-Born zum Einsatz kommen. Auch in Viersen-Bockert werden die Gläser im Festzelt mit einer Mindesttemperatur gespült.

Foto: Getränke Gerhards

Allein seit vergangenem Mittwoch registrierte das Kreisgesundheitsamt 2562 Neuinfektionen im Kreis Viersen. Gezählt werden nur positive PCR-Tests, die Zahl der tatsächlich Infizierten dürfte deutlich darüber liegen. Aktuell werden 33 Infizierte in den Krankenhäusern im Kreis Viersen stationär behandelt, davon drei auf der Intensivstation. Die Hospitalisierungs-Inzidenz in NRW stieg am Donnerstag von 5,2 auf 6,0.

Schuld an der rasanten Ausbreitung ist die Corona-Variante BA.5. Mit der kann sich nicht nur infizieren, wer ungeimpft ist, sondern auch, wer komplett durchgeimpft und obendrein genesen ist. Und: Nach dem Wegfall der Maskenpflicht in Innenräumen, den Lockdowns und bei dem schönen Wetter gehen die Leute wieder feiern. Das ist gut für die Seele, kann aber schlecht fürs Immunsystem sein.

Beim Viersener Fest spielt
die Coverband Booster

Entsprechend vorsichtig agieren die Veranstalter der Schützenfeste. In Brüggen-Born wird an diesem Wochenende gefeiert. „Verehrte Schützenbrüder und liebe Schützenschwestern, anbei noch wichtige Informationen und eine Bitte“, beginnt ein Schreiben des Vorstands an die Mitglieder. „Wie bereits bekannt und verbreitet wurde, sind bei den stattgehabten Schützenfesten einiger Nachbarbruderschaften die Corona-Infektionen während derer Schützenfeste und besonders nach den abendlichen Veranstaltungen in den Festzelten extrem angestiegen“, heißt es in der Mitteilung. „Um das Infektionsgeschehen bei unserem Schützenfest etwas einzudämmen und um den Ablauf unseres Schützenfestes nicht zu gefährden, bitten wir unsere Mitglieder zum Schutze aller, die Möglichkeit der freiwilligen Coronatestung vor und während der Schützenfesttage in Anspruch zu nehmen bzw. zu nutzen.“

Doch auch technisch hat die St.-Antonius-Schützenbruderschaft Born aufgerüstet, um dem Virus Paroli bieten zu können und die Festgäste zu schützen. „Um den Infektionsschutz während der Zeltveranstaltungen zusätzlich zu erhöhen, werden ausreichend Luftpartikelfilteranlagen und eine hygienisch sichere Spülstraße zum Reinigen der Gläser in Betrieb sein“, kündigt die Bruderschaft an. Die Spülstraße steht da, wo sonst zusätzliche Gäste im Zelt Platz genommen hätten. Gesundheit aber geht den Schützen vor zusätzliche Einnahmen.

Auch in Viersen wird an diesem Wochenende Schützenfest gefeiert. Nach zwei Jahren Corona-Pause freut sich das Königspaar der St.-Peter-und-Paul-Bruderschaft Bockert, Frank und Katja Moll, aufs viertägige Fest. An diesem Freitag um 19.30 Uhr geht‘s mit einer Party im Festzelt an der Hardter Straße 191 los. Die Coverband heißt: Booster.

„Aber natürlich tun wir mehr, um unsere Festgäste vor Corona zu schützen“, sagt Andreas Harmes. Die Bruderschaft nahm deshalb früh Kontakt zum Kreisgesundheitsamt auf, setzt an diesem Wochenende deren Hinweise um. „Wichtig ist, dass die Gläser mit einer Mindesttemperatur gespült werden, damit die Viren abgetötet werden“, so Harmes. „Darum setzen wir im Festzelt eine entsprechende Spülmaschine ein, um das sicherzustellen.“ Auch die Bockerter Schützen bitten alle Mitglieder und Gäste, sich vor den Veranstaltungen jeden Tag testen zu lassen.