Wegen Feinstaubbelastung Stadt soll Silvesterknaller verbieten

Grevenbroich · Die Deutsche Umwelthilfe will in 98 Städten das Böllern an Silvester verbieten.

Feuerwerke zu Silvester sind beliebt – wegen der hohen Feinstaubgelastung stehen sie allerdings in der Kritik.

Foto: dpa, flm

Tausende Verletzte, zahlreiche Wohnungsbrände, vermüllte Straßen und Grünanlagen – das Bild, das die Deutsche Umwelthilfe (DUH) von Silvester zeichnet, ist ein düsteres. Seit mehreren Jahren setzt sie sich für ein Böller-Verbot ein, argumentiert mit Lärm, Müll, Brandgefahren und vor allem Luftbelastung. Jetzt stellt die DUH in insgesamt 98 Städten einen formalen Antrag auf Erlass eines kommunalen Feuerwerk-Verbots, darunter auch Jüchen und Grevenbroich.

Knapp 60 Prozent der Bundesbürger befürworteten ein generelles Böller-Verbot in dicht besiedelten Innenstädten, erklärt die DUH und beruft sich dabei auf eine Umfrage von YouGov. Ferner beklagt die DUH in einer Pressemitteilung „Rekord-Feinstaubbelastungswerte“ zum Jahreswechsel. Daher stellte die Organisation im Juli 31 und am Montag weitere 67 formale Anträge auf Böller-Verbote.

Für Sascha Krumbach, Inhaber des Pyroteam-Stores in Grevenbroich, ist die Begründung der DUH nicht nachvollziehbar. „Wir reden hier von einem Mal im Jahr für zwei Stunden“, betont Krumbach. Dafür ein Verbot auszusprechen sei völlig unverhältnismäßig und regelrecht geschäftsschädigend gegenüber einer gesamten Branche.

Krumbach vertreibt seit vielen Jahren Feuerwerkskörper. Mit Blick auf das kommende Silvesterfest sagt er: „Wir sind gespannt, ob und wie stark sich die Menschen von der DUH beeinflussen lassen.“ Von Lasershows als Alternative hält Krumbach nichts. „In einer Halle ist das in Ordnung, die lässt sich schnell vernebeln, aber unter freiem Himmel ist der Energieaufwand riesig, der dafür notwendig ist.“

In der Stadtverwaltung findet
ein Verbot keinen Anklang

Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) veröffentlichte am Mittwoch eine Gegendarstellung. Darin erklärt der VPI, dass die vom DUH angeführten Feinstaubgrenzwerte keine „belastbaren Argumente gegen Silvesterfeuerwerk“ seien, da „die Tagesmittelwerte durch den zu Silvester ausgestoßenen Feinstaub nur geringfügig höher sind“ und „es nicht das Feuerwerk sein kann, dass das Problem hoher Feinstaubwerte darstellt“. Die Verletzungen entstünden zudem nicht durch legales Feuerwerk, sondern „meist durch erhöhten Alkoholkonsum und Prügeleien“ oder „illegales Feuerwerk“. Ferner sei die vom DUH angeführte Umfrage „veraltet“, aktuellere Umfragen hingegen zeigten, dass sich Bürger gegen ein Feuerwerksverbot aussprechen würden.

In der Stadtverwaltung Grevenbroich findet ein Verbot ebenfalls keinen Anklang. „Ich sehe keinerlei Anlass, die Knallerei zu verbieten“, informierte Bürgermeister Klaus Krützen bereits im August. „Die Leute sollen weiterhin die Möglichkeit haben, ihre Feuerwerke in die Luft zu schießen.“ Wie Stadtsprecher Stephan Renner jetzt bestätigt, bleibe die Verwaltung dabei. Zwar habe sie nichts gegen „alternatives Geböller“, halte aber auch nichts von einem Verbot des klassischen Feuerwerks. Zudem verweist Renner auf die „überschaubaren“ Zahlen zum Feuerwerk im Stadtgebiet: „Außerhalb von Silvester wurden 2018 beim Ordnungsamt insgesamt nur 17 Feuerwerke angemeldet.“

Sogar Rolf Behrens von der Ortsgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) sieht keinen Grund, die Böllerei komplett zu verbieten: „Klar, das ist die Nacht mit den absolut höchsten Feinstaubwerten. Aber ich frage mich, ob man das den Leuten wegnehmen sollte.“ Behrens befürwortet jedoch zentrale Feuerwerke oder Laser-Shows als Alternativen zu den vielen kleinen Privat-Böllereien.