Fehlende Termine in Düsseldorf Düsseldorfer brauchen Geduld im Bürgerbüro

Düsseldorf · Wer einen Pass oder ein Führungszeugnis beantragen will, braucht Geduld. Andere Städte sind schneller. Düsseldorf will nachbessern.

Termine beim Einwohnermeldeamt sind oft ausgebucht.

Foto: Anne Orthen (orth)/ANNE ORTHEN

Die Kritik an der Terminvergabe für die bürgernahen Dienstleitungen der Stadt hält an. Ausweis beantragen, Führungszeugnis anfordern, die Wohnung oder ein Auto ummelden: Wer das vorhat, braucht in Düsseldorf viel Geduld. Erst mit einem vorab gebuchten Termin kommt er in ein Bürgerbüro. Buchbar sind diese Slots online oder per Telefon. „Ich habe tagelang zu unterschiedlichsten Zeiten die einschlägige Webseite der Stadt aufgerufen. Nur freie Termine gab es keine. Auch nicht über die automatisierte Telefon-Alternative“, sagt Heidrun Hoppe, die einen Pass beantragen wollte. Ihr Frust trieb sie schließlich vor das Benrather Bürgerbüro, doch dort scheiterte sie an der Security. „Ein guter Service sieht anders aus, das Ganze kam mir eher wie ein Bürgerabwehr-Büro vor“, sagt sie.

Parteiübergreifend fordern auch Politiker eine Verbesserung der Terminvergabe. Ein Antrag der FDP zu diesem Thema soll in der Septembersitzung des Rates beraten werden.

Wie viel Druck im Kessel ist, zeigen dutzende Erfahrungsberichte, die in dieser Redaktion eingegangen sind. „In anderen Städten läuft das besser“, meinen einige der Betroffenen. Das stimmt zumindest teilweise, wie ein am vergangenen Mittwoch gemachter Vergleich mit den Terminportalen von Köln, Duisburg, Mönchengladbach und Krefeld zeigt.

Beim Städte-Vergleich lohnt eine genauere Betrachtung. In den Bereichen Antrag auf einen Reisepass/ Personalausweis sowie Ummelden eines Wohnsitzes ergab er folgendes: In Düsseldorf gab es über drei Stunden hinweg für das Dienstleistungszentrum (DLZ) und sämtliche Bürgerbüros in den Stadtteilen immer die gleiche Antwort: „Leider sind zur Zeit keine freien Termine verfügbar.“ In Köln taucht der August erst gar nicht auf. Und der im Bild gezeigte September enthält keinen einzigen Tag, an dem ein Termin tatsächlich buchbar wäre. Dasselbe gilt für Krefeld: Für die insgesamt sieben Standorte wird kein buchbarer Slot angezeigt.

Anders ist das in Duisburg. Zwar brauchen Bürger beim Beantragen eines Ausweises auch hier etwas Geduld. Aber immerhin wird für den 13. September um 19 Minuten nach eins ein Zeitfenster angezeigt. Beim Ummelden ginge es sogar noch etwas schneller, hier steht am 9. September ein Termin zur Verfügung. Und auch in Mönchengladbach gibt es Angebote: Für die Ausweise ploppt im Vitus-Center der 7. September auf.

Etwas besser sieht es für Düsseldorf bei der Beantragung eines Führungszeugnisses aus, das beispielsweise Ehrenamtler in regelmäßigen Abständen vorzeigen müssen. Allerdings setzen die am Mittwoch um 11 Uhr für den gleichen Tag angebotenen Termine um 12.35 Uhr (DLZ) und um 12.50 Uhr (Benrath) große Spontanität voraus. Und ein für Garath angebotenes Zeitfenster für den Folgetag um 12.35 Uhr ist beim eigentlichen Buchungsklick dann doch nicht mehr verfügbar.

Andere Städte vergeben die Termine langfristiger

Das Auftauchen kurzfristiger Termine hat in Düsseldorf System. „Wir stellen jeden Morgen ab 6.30 Uhr noch einmal freie Zeitfenster bereit. Wie viele das sind, hängt an der Zahl der Absagen und am tatsächlich verfügbaren Personal, wobei Verspätungen und Krankmeldungen von Mitarbeitern mit berücksichtigt werden“, sagt Harald Wehle, Leiter des Amtes für Einwohnerwesen.

Von einem solchen Spontan-Angebot hätte auch Heidrun Hoppe nach tagelanger Suche profitieren können. Um Punkt sieben entdeckte die Benratherin einen freien Termin in einem anderen Bürgerbüro, der eine halbe Stunde später begonnen hätte. „Die meisten Menschen tragen da noch einen Schlafanzug, das war nicht umsetzbar“, meint sie. Auch das von vielen Bürgern als dürftig empfundene Angebot für weiter in der Zukunft gelegene Tage hat seine Ursache – neben einem pandemiebedingten Rückstau – in einer Grundsatz-Entscheidung. Jeden Morgen um 6.30 Uhr wird immer nur ein weiterer Tag freigeschaltet. Mal liegt der sechs Tage nach dem jeweils aktuellen Datum (einige Bürgerbüros), mal 15 Tage (beim DLZ). Konkret bedeutet das: Wer beispielsweise ins Dienstleistungszentrum will, kann am 16. August neue Slots nur für den 31. August aufrufen, nicht aber für den 2. oder den 15. September. Andere Städte handhaben es anders.

Internetauftritt soll überarbeitet werden

Amtsleiter Wehle steht zum Düsseldorfer System: „Die Erfahrungen zeigen, dass bei einem zu weit nach vorne reichenden Angebot zu viele Termine einfach nicht wahrgenommen werden.“ Letztlich gehe es um Effizienz, denn die geplatzten, meist nicht einmal abgesagten Termine sorgten für Leerlauf und fehlten am Ende jenen Bürgern, die den Slot dringend bräuchten.

Dass auch Düsseldorf dringend alternative Lösungen braucht, bestreitet der Amtsleiter aber nicht. Die aktuelle „K.O.-Seite“ mit der häufig als brüsk empfundenen Botschaft „Leider keine Termine verfügbar“ werde es künftig nicht mehr geben. Eine Firma sei bereits mit der Entwicklung einer neuen Software beauftragt worden. „Bürger sollen dann ihren Namen, ihr Anliegen, ihre Mail-Adresse und ihr Zeitfenster angeben. Wird ein Termin frei, werden sie benachrichtigt“, erläutert Wehle. Wann es soweit ist, lässt er allerdings offen. „Ich gehe vom kommenden Jahr aus.“