Düsseldorf Düsseldorfs erster Unverpackt-Laden: Die „FLinse“ hat eröffnet
Wiegen, zapfen, wiegen, zahlen: Hier läuft vieles anders. Christina Rau ist die Inhaberin von Düsseldorfs erstem Unverpackt-Laden „FLinse“. Am Donnerstag feierte sie die Eröffnung — mit vielen, vielen Kunden.
Düsseldorf. Es riecht nach Gewürzen. Holz mischt sich darunter und eine Spur von frisch aufgebrühtem Tee. Einmal tief einatmen, entspannen, ankommen. Jeder, der die „FLinse“, Düsseldorfs ersten Unverpackt-Laden in Flingern, betritt, hat wohl seine eigenen Assoziationen. Man denkt an den Tante-Emma-Laden von früher. Süßes gab es mit der Zange aus den stets prall gefüllten Weckgläsern. Saure Gurke, Schlumpf oder doch lieber ein Pfefferminzbonbon? Entscheiden war schwierig bei all der Auswahl, doch das machte genau jenen Reiz aus.
Donnerstagmorgen, kurz nach zehn Uhr. Ein großer Tag für Chefin Christina Rau und ihre Mitarbeiterin Birgit Huismann. Seit wenigen Minuten hat ihre „FLinse“ geöffnet und jetzt ist es schon ganz schön voll in dem Laden. Dennoch wirken alle sehr entspannt, zumindest die Gäste. Sie stehen vor den großen Holzregalen, lesen in Ruhe die Aufschriften auf den Gläsern. Die Ersten füllen grüne und schwarze Oliven in die Glasbehälter, die sie von zu Hause mitgebracht haben, stecken ihre Nasen in die Gewürzgläser und lächeln verträumt. Über 200 Produkte gibt es zu entdecken.
Noch mal tief einatmen, denn es riecht doch so himmlisch. Entspannen, ankommen. Alle sehen glücklich aus. Zufrieden. Man kennt sich zwar (noch) nicht, aber man duzt sich direkt, nennt sich beim Vornamen, berät sich, probiert gemeinsam, beratschlagt. Michael sitzt mit seiner dreijährigen Tochter Malina in der Lesecke. Sie haben veganes Weingummi, Kichererbsen und Sojamehl eingekauft. Jetzt haben sie sich eine Pause verdient und lesen im großen Dinosaurier-Buch. Charlotte ist gerade aus Kopenhagen gekommen, dort kennt man das Konzept der Unverpackt-Läden schon längst. Sie ist froh, dass Düsseldorf endlich hinter Köln und Essen nachzieht. Heute kauft sie Mehl, Ahornsirup und andere feine Dinge ein. Gerade fachsimpelt sie über das „Wax Pex“-Tuch, ein umweltfreundliches Tuch mit Bienen- oder Sojawachs, um Lebensmittel frisch zu halten. Tobias und Lea machen einen Großeinkauf. Die beiden kennen sich aus, das merkt man.
Wiegen, zapfen, wiegen, zahlen. So läuft das Einkaufen in der „FLinse“. Tobias wiegt sein Einmachglas, schreibt die Grammzahl auf, dann füllt er die Gemüsebrühe rein. Es fühlt sich an, wie nach Hause kommen. Heimelig. Der komplette Kontrast zum Discounter, der einen mit Musik und plastikverschweißten Angeboten zuballert. Christina Rau trägt eine Schürze auf der „Tina“ steht, schenkt den Besuchern Tee ein, ist an der Kasse. Sie ist überall. Birgit Huismann berät bei ersten Fragen. Ja, doch, die Zahnartikel kommen. Dauert noch ein bisschen. Genau wie das Shampoo und Spülmittel. Richtig, das eine ist Gemüsebrühe und das andere ist ein Falafel-Mix.
Mit der neuen Kasse kommen auch die ersten Schwierigkeiten. Das Zimt in der Tüte wiegt 20 Gramm, die Kasse registriert erst ab 40. „Legt doch noch was dazu und zieht dann den Betrag wieder ab“, sagt Tobias. Gesagt, getan. So sieht Teamarbeit aus. Tina Rau atmet tief durch, blickt in ihren Laden. „Ich bin einfach nur unfassbar glücklich.“ Birgit Huismann fügt hinzu: „Wir wussten nicht, wie viele kommen. Und dann waren sie alle da. Das ist ein schönes Gefühl!“ Sie wenden sich wieder der Kasse zu. Wiegen, zapfen, wiegen, zahlen. Aber vor allem einatmen, entspannen und einfach da sein. So läuft das hier.