Düsseldorf-Derendorf Gedenkort als „seelische Belastung“?

FH: Bibliotheks-Mitarbeiter wehren sich gegen historische Installation.

Foto: Hochschule

Düsseldorf-Derendorf. Die Debatte um einen angemessenen Gedenkort auf dem neuen Campus der Fachhochschule bekommt eine unerwartete Wendung: Eine geplante historische Installation in der Bibliothek soll es nicht geben, weil „sich einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor dem grausamen historischen Hintergrund beim täglichen Anblick seelisch belastet fühlen“, so erklärt es Hochschul-Sprecherin Simone Fischer.

Darum geht es: Im Zuge des Neubaus des FH-Campus’ in Derendorf wird auch die ehemalige Großviehhalle des Schlachthofes umgebaut. Dort soll die Bibliothek unterkommen. Von Anfang an war geplant, dort auch einen Gedenkort einzurichten, denn in dieser Viehhalle warteten 1941 die Düsseldorfer Juden auf ihre Deportation in den Tod. Dort wurden sie zusammengepfercht, Zeitzeugen berichteten später, zum Teil seien Kinder und Gepäck in den Viehtrögen abgelegt worden. Dass die Nazis Menschen wie Vieh behandelt haben — an diesem Ort wird das Sinnbild greifbar. Deshalb plädierte etwa Hochschulrat Burkhard Hirsch dafür, die noch vorhandenen Tröge in der Bibliothek aufzustellen. Vor kurzem gab es einen Ortstermin. Dabei wurde eine Stelle in der Bibliothek ausgeguckt, an der vier der alten Tröge aufgestellt werden sollten. Anstelle eines Bücherregals.

Doch diese Idee scheint jetzt am Widerstand einiger Mitarbeiter zu scheitern. „Der Ballast der Geschichte ist für einige emotional schwierig, wenn er ständig präsent ist“, sagt Fischer. Und sie bestätigt, dass nun nach anderen Orten auf dem Campus gesucht wird, wo man die ehemaligen Futtertröge aufstellen könnte. Ob drinnen oder draußen — auch das werde noch geprüft.

Auf Unverständnis stößt diese Wendung bei Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde: „Es kann nicht sein, dass eine solche Entscheidung vom Wohlbefinden einiger Mitarbeiter abhängig gemacht wird. Die Symbolik mit den Trögen in der Bibliothek ist mit Bedacht gewählt. Man sollte das Konzept nicht ändern, nur weil es da Sensibelchen gibt.“