FH-Präsidentin Grass: „Campus wird erst eingeweiht, wenn alle dort eingezogen sind“

Brigitte Grass, die Präsidentin der Fachhochschule Düsseldorf, spricht im Interview über den Kampf um ihre Wiederwahl, den zu kleinen Campus und private Konkurrenz.

Foto: David Young

Frau Präsidentin Grass, Sie haben sich gerade eine zweite Amtszeit an der Spitze der Fachhochschule gegen Widerstände erkämpft — warum?

Grass: Nun, ich habe hier viele Projekte angestoßen und begonnen, die noch nicht beendet sind, die ich aber vollenden möchte. Deshalb habe ich, ja, gekämpft um eine Wiederwahl.

Im Senat jedoch, dem demokratisch gewählten Gremium der FH, hatten Sie keine Mehrheit.

Grass: Es gab aber auch keine Ablehnung. Im Senat stand es am Ende 9:9 — und ein Mitglied fehlte wegen Krankheit, dessen Stimme ich bekommen hätte.

Ihr wichtigstes Projekt ist der neue Campus in Derendorf. Wie kann es sein, dass der viel zu klein, nämlich für nur 7000 Studierende konzipiert wurde, obwohl bei der Eröffnung 9000 Plätze nötig wären?

Grass: Der neueste Stand ist sogar 9500. Die Politik ist von dieser Entwicklung auch überrollt worden. So ist das oft bei öffentlichen Bauvorhaben. Als man 2007 mit dem Projekt begann, wurde mit 7000 Studierenden bei Fertigstellung gerechnet, also wurde entsprechend dimensioniert. Seitdem wachsen unsere Studierendenzahlen — das ist doch eine sehr positive Entwicklung.

Die Sie allerdings in beträchtliche Raumnöte bringt.

Grass: Wir begegnen diesem Problem längst. Wir stocken den Gebäudeteil 3 um eine Etage auf, wir mieten Räume an, wir haben jetzt die ehemalige Pferdehalle mit 500 Quadratmetern in die Planung einbezogen. Wenn es darauf ankommt, werden genug Räume zur Verfügung stehen

Wann wird der neue Campus eingeweiht?

Grass: Der Umzug hat begonnen und läuft jetzt sukzessive ab. Wir werden eine richtige Einweihungsfeier aber erst machen, wenn alle auf dem neuen Campus untergekommen sind. Das dürfte 2017 der Fall sein.

Kritik gibt es an der sozialen Infrastruktur: Wie sieht es aus mit Wohnheimen für Studenten, mit der Kita auf dem neuen Campus?

Grass: Es gibt bei Stadt und Land Überlegungen für ein Wohnheim auf dem Areal des ehemaligen Schlösser-Geländes. Leider passiert da im Moment nicht viel. Aber es wird auch an anderen Standorten in der Nähe Wohnraum für Studierende geben, das ist in einer teuren Stadt wie Düsseldorf auch dringend nötig. Sorgen macht mir die Kita, die unbedingt mit umziehen müsste zum Campus. Da bin ich gespannt, wann und wie das gelöst wird.

Private Hochschulen haben in Düsseldorf starken Zulauf — fürchten Sie die neue Konkurrenz?

Grass: Es liegt auf der Hand, dass Private in eine so wirtschaftsstarke Stadt drängen. In vielen Bereichen, Mode, Gesundheit etwa, sind wir als FH aber nicht unterwegs. Wo es dagegen direkte Konkurrenz gibt, wird sie die Hochschullandschaft beleben.

Wie wollen sie die FH konkret ausbauen?

Grass: Wir haben 13 neue Studiengänge in der Planung, die ab 2016 etabliert werden. Es geht um neue kreative Angebote, auch im Master-Bereich. Ein gutes Beispiel ist Retail Design, eine Kombination aus angewandter Gestaltung mit künstlerischer Grundlage und den zukünftigen Herausforderungen etwa des Einzelhandels in Design, Kommunikation und Marketing.

Noch haben Sie ihr Büro auf dem Uni-Gelände: Haben Sie sich mit der neuen Rektorin Anja Steinbeck getroffen?

Grass: Nächste Woche ist es soweit. Wir haben ein wirklich sehr gutes Verhältnis zur Heine-Universität und kooperieren vielfältig. Das möchte ich unbedingt beibehalten.