Neuer Campus ist zu klein — FH muss Räume anmieten
Kapazitäten sind auf 7000 Studenten ausgelegt, es gibt aber mehr als 9000.
Düsseldorf. Rund 224 Millionen Euro kostet der neue Campus für die Fachhochschule, von einem „Meilenstein“ spricht Präsidentin Brigitte Grass, ab Wintersemester 2015 sollen ihre Studenten endlich an einem einzigen Standort studieren können. Doch daraus wird vorerst nichts. Denn der neue Campus an der Münsterstraße ist zu klein. Die fünf Neubauten plus umgenutzter Schlachthalle sind nur für 7000 Studenten ausgelegt. Zurzeit studieren allerdings mehr als 9000 Studenten an der FH.
Um zusätzliche Kapazitäten zu schaffen, mietet die Hochschule nun zusätzliche Räume an, wie Sprecherin Simone Fischer bestätigt. „Sie sollen möglichst in der Nähe des neuen Campus liegen.“
Gelungen ist das nun etwa mit Seminarräumen im Dezernat für Studium und Lehre sowie im Zentrum für Weiterbildung und Kompetenzentwicklung an der Hans-Böckler-Straße sowie am Professor-Neyses-Platz 4 und dem Merowingerplatz, wo die Fachbereiche 4 und 6 angesiedelt sind.
Doch die Studenten werden auch quer durch die Stadt fahren müssen. Klausuren müssen etwa zum Teil in den ehemaligen Max-Mothes-Hallen in Bilk geschrieben werden. Fischer glaubt jedoch, dass das kein großes Problem sei, da die Termine weit im Voraus feststünden. Und sie beruhigt: „Wir schaffen ausreichend Platz, da muss sich keiner Sorgen machen.“ Wie viele Räume angemietet werden müssen und welche Kosten das verursacht, dazu macht die Hochschule keine Angaben.
Doch warum ist der Campus überhaupt zu klein geplant worden? „Das war 2008. Da war mit derart steigenden Zahlen nicht zu rechnen“, sagt Fischer. Zudem miete man lieber Räume als Leerstände in Kauf zu nehmen. Tatsächlich steigt die Zahl der Studenten erst seit 2006/07 wieder an und lag im Planungsjahr bei rund 7000.
Doch trotz des Ansturms soll der Campus nicht erweitert werden. „Experten schätzen, dass die Zahlen in fünf Jahren wieder fallen“, sagt Fischer. Dann gleiche sich auch der Effekt durch den doppelten Abiturjahrgang aus, der in diesem Ausmaß nicht vorauszusehen gewesen sei. Die Abschaffung der Wehrpflicht sei zudem überhaupt nicht zu erwarten gewesen.
Anna Spexard von der Gesellschaft für Hochschulforschung bestätigt an diesem Punkt Düsseldorfer FH auch in Schutz. Der sprunghafte Anstieg bei den Anfängerzahlen seit 2008 sei tatsächlich überrachend gewesen.
Eine ganz andere Prognose stellt Berthold Paschert von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. „Wir gehen davon aus, dass wir mindestens noch zehn Jahre solch hohen Studentenzahlen haben werden.“ Auch Anna Spexard von der Gesellschaft für Hochschulforschung teilt diese Einschätzung. Sie beruft sich auf die Kultusministerkonferenz (KMK), die für die kommenden Jahre sogar von einer weiteren Expansion ausgeht. „Und das, obwohl die KMK traditionell niedrigere Prognosen ausgibt als andere Hochschulforscher.“
Paschert begründet die anhaltende Entwicklung so: „Akademiker haben bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und es gibt es den politischen Willen, die Akademiker-Quote zu erhöhen.“ Heißt: auf längere Sicht werden Studenten und Dozenten wohl mit Provisorien leben müssen, statt mit einem Campusalltag aus einem Guss.