Land und FH sparen am falschen Ende

Bessere Studienbedingungen schafft man anders

Ein Kommentar von Alexander Esch.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Das ist absurd. Da gibt das Land 224 Millionen Euro für bessere Studienbedingungen aus und am Ende müssen Studenten zum Teil quer durch die Stadt in eine ehemalige Fabrikhalle fahren, um eine Klausur zu schreiben. Wie das? War es schlicht Pech, weil bei der Planung des neuen Campus’ im Jahr 2008 nicht absehbar war, dass es in einigen Jahren deutlich mehr Studenten geben würde?

Immerhin, die Gesellschaft für Hochschulforschung nimmt die FH in einem Punkt in Schutz. Derart sprunghaft ansteigende Studentenzahlen, die seit Jahren bundesweit zu verzeichnen sind, seien tatsächlich eine Überraschung.

Doch das reicht nicht, um die Planer aus der Verantwortung zu lassen. Denn bereits seit Ende der 90er Jahre steigt die Zahl der Studienberechtigten unaufhörlich, den langfristigen Trend gibt es sogar schon seit den 60er Jahren. Da die Akademiker-Quote hierzulande Anfang des neuen Jahrtausends im europäischen Vergleich dennoch niedrig war, empfahl der Wissenschaftsrat (das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium) 2006, die Studienplatzkapazitäten deutlich auszubauen. Beim Dresdner Bildungsgipfel 2008 gaben Bund und Länder dann die Marschroute vor, die Studienanfängerquote auf 40 Prozent hochzuschrauben.

Diese Signale hat die Hochschule offenbar übersehen oder falsch eingeschätzt. Ebenso wie die gesellschaftliche Entwicklung, die sich seit langem abzeichnet: wissensbasierte Tätigkeiten nehmen zu, produktionsnahe ab.

Die Überraschung ist also nicht, dass es mehr Studenten gibt und geben wird, sondern, dass es so schnell so viele geworden sind. Da ein Campusneubau allerdings auf lange Sicht den Ansprüchen der Zukunft gerecht werden muss, war es blauäugig, lediglich mit dem Status quo zu planen. Zudem ist die Chance, die Pläne rechtzeitig zu korrigieren, verschlafen worden.

Noch was: Land und Hochschule liegen auch daneben, wenn sie lieber — offensichtlich aus Kostengründen — Räume anmieten als Leerstände in Kauf nehmen. Über derartig ausgeprägtes ökonomisches Effizienzdenken ärgern sich auch viele Lehrkräfte, die in sehr kleine Büros ziehen müssen. Da ist das Ziel, bessere Studienbedingungen zu schaffen, leider aus den Augen verloren worden.