Kultur Kompakt Herta Müller: Gedichte mit Papier, Schere und Klebstoff

Düsseldorf · Die Literaturnobelpreisträgerin liest im Düsseldorfer Central.

Versteht ihre Wortschnipsel-Spiele auch als Zeichen gegen die Zensur: Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller.

Foto: dpa/Arno Burgi

Die Schriftstellerin Herta Müller liest am 12. Juli um 19.30 Uhr im Central aus ihrem neuen Collagen-Band „Im Heimweh ist ein blauer Saal“.

Nachdem Herta Müller 1987 aus Rumänien nach West-Deutschland übersiedelte, war sie viel unterwegs und wollte sich bei Freunden melden. „Aber die Ansichtskarten hatten so gräßlich mißratene Farben. Eines Tages kaufte ich weiße Karteikarten, einen Klebestift und fing an, im Zug mit der Nagelschere aus der Zeitung ein Schwarzweiß-Bild und Wörter auszuschneiden“, schreibt die Schriftstellerin. Aus dem Zeitvertreib wurde ein tägliches Ritual, mittlerweile hat Müller mehrere Bücher mit Schnipsel-Gedichten herausgebracht.

Die Literaturnobelpreisträgerin schneidet mit der Schere Wörter aus Zeitungen, Zeitschriften, Katalogen oder Prospekten heraus und setzt sie mit Klebstoff zu neuen Wortgebilden zusammen. Zum Beispiel: „der Beamte sagte Heimweh / lädt Schuld auf sich nimms nicht / persönlich ZEHEN Aus / Perlmutt IM heißen Schnee GEHEN auch ohne MICH flüsterte ich.“

Die Gedichte versteht Müller auch immer als Hommage an den Überfluss von Zeitungen und Zeitschriften im Westen, der für sie eine Gegenwelt zur Zensur in ihrem Heimatland bildete.